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AutorenbildLady Aislinn

Verwandlungen

Ein Märchen für Gem

Es war einmal in einem fernen Land, wo die Leute einen unverständlichen Dialekt sprachen, da herrschte eine selbsternannte Königin und ließ sich von ihren Untertanen beweihräuchern, dass es nur so stank.



Sie war von kleinem Wuchs und hatte auch sonst keine besonderen anziehenden Eigenschaften vorzuweisen, selbst ihr Kind war zwergenhaft und unförmig gewachsen und nannte sich Prinzessin. Diese seltsame Königin schuf sich ihr eigenes Traumland in einem Schloss mit einem jungen Freier, mit dem sie sich nach Sonnenuntergang zu einem Stelldichein traf.

Der Freier war ein verwunschener Zauberer, der alle, die ihr nicht huldigten, des Nachts, als ihm die Zauberkräfte wuchsen, in Gewürm und Geschmeiß verwandelte. Da sich diese Unsitte landaus, landein bald herumsprach, hatten sämtliche Einwohner Schwielen an den Knien vom Bitten und Huldigen und einen Buckel vom Verbeugen.


Bald nannte man das Land verwunschen und versponnen, und die Bewohner beschlossen, einen Gegenzauberer aufzustellen, der dem Spuk ein Ende bereiten sollte. Doch woher nehmen, da war guter Rat teuer. Also stellen sie dem Zauberer eines Tages eine Falle, und da er nur des Nachts sein Unwesen treiben konnte, war er ihnen hilflos ausgeliefert, als sie ihn zu einem Paket schnürten, bis er aussah wie eine verpuppte Raupe, und dann in der Mitte längs halbierten.

Die eine Hälfte ohne Herz lieferten sie vor Sonnenuntergang ans Schloss, die andere Hälfte behielten sie für sich, um den Gegenzauberer zu formen.


Da die beiden halben Zauberer danach strebten, sich wieder zusammen zu fügen, verlangten die Bewohner, den Bann zu brechen und die selbsternannte Königin ihrerseits in ein Riesengeschmeiß zu verwandeln. Da die Zauberer-Hälfte der Rächer kein Herz besaß, willigte sie ein, und so geschah es, dass er wieder zu sich selber fand, aber seine Dame in eine riesige, grässliche Stubenfliege verwandelt wurde, die ziellos in der Nacht herumirrte und nach ihrem Liebsten suchte.

Der hatte sich aber in der Zwischenzeit auf und davon gemacht und als letzte Bedingung noch die Prinzessin zu einem kleinen hässlichen Wurm geschrumpft, der bald von den Eulen verspeist und als übelriechendes Gekröse ausgeschieden wurde.



Und die Moral von der Geschicht?

Hochmut kommt vor dem Fall,

und sieht man’s nicht: dann ist man blöd,

das weiß doch jeder, überall.

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