die Geschichte eines melancholischen Katers aus der Ambrose-Menagerie.
Das graubraune Tigerchen kam als Winzling, vermutlich viel zu früh von seiner Mutter getrennt, am Busen seiner Lieferantin zu den Ambrosianern, in deren Haus bereits ein Frettchen sein Unwesen trieb. Aufgrund seiner Krümelchen-Größe (er passte locker in eine Hand) mutmaßte man, dass er noch gar nicht recht entwöhnt gewesen war.
Natürlich wurde er liebevoll mit Milch für Katzenkinder aufgepäppelt und entwickelte sich dann trotzdem oder gerade deswegen zu einem stattlichen Kater, ein Leben lang äußerst anhänglich, scheu und etwas melancholisch dreinschauend, feinfühlig und "ätherisch", wodurch er Ambrose besonders ans Herz wuchs und beide unzertrennlich wurden.
Als kleiner Racker, nachdem er sich von seiner Winzigkeit erholt hatte, war er allerdings sehr verspielt und ziemlich frech und liebte es, mit seinen spitzen Zähnchen in nackte Zehen und Füße, besonders in die von Ambrose zu beißen. ("Heidersack!", das war nicht so angenehm=). Ich hörte das oft genug übers Telefon und Skype....wahrscheinlich entstand auch daraus diese enge Beziehung zwischen den beiden.
Später wurde Tommy vom 1A Handwerker und guten Freund der Familie, Jogi, respektlos eine "Schlaftablette" genannt, weil er sich stets so ruhig und manierlich verhielt und nie aggressiv, sondern eher trübsinnig wurde (das mit der Tablette nahm ihm Ambrose schon etwas übel, dem Jogi).
Tommy begleitete Ambrose nach aufreibenden Schreibtisch- und Computersitzungen stets auf seinen abendlichen Spaziergängen vor dem Haus (auf und ab und hin und her) und durfte es sich anschließend auch in seinem Bett gemütlich machen, wo er sich ganz nah an den Hals und an das Gesicht seines "Herrchens" schmiegte. Ebenso zärtlich wurde Ambrose des Morgens geweckt, wenn ihn Tommy vorsichtig mit den Tatzen auf die geschlossenen Augen tupfte oder sie ableckte, wollte er ins Freie oder zum gefüllten Fressnapf.
Mit Frettchen Bobby schloss er schnell Freundschaft, hauptsächlich, wenn es um die Futterluke ging, denn sie taten sich nebeneinander und friedlich am Napf gütlich.
Hingegen war ihm die Katzendame Emmy stets ein Dorn im Auge, überhaupt liebte er seine Artgenossen nicht so besonders, da er lange Zeit der alleinige (Katzen-) Herr im Hause gewesen war.
Als das Findelkind Emmy ins Haus kam (von Jogi am Straßenrand aufgelesen), war er zu Tode betrübt und wurde noch anhänglicher gegenüber den Menschen. Ja, es schien gerade so, als wolle er am liebsten unter Ambrose's Pullover kriechen und nichts mehr von der schnöden Welt wissen.
Ein paar Mal zeigte er sich Emmy gegenüber allerdings solidarisch: er fraß stets linker Hand, Emmy rechts, das Frettchen in der Mitte. Bobby's Napf war bald geleert, und so schielte er nach beiden Seiten, ob sich etwas für ihn anbieten würde, wodurch er sich einmal von links und dann von rechts eine Ohrfeige einhandelte, und das nicht nur eine Runde lang, sondern der arme, verfressene Bobby wurde recht unsanft ein paar Mal abgeklopft. Tommy konnte auch ungemütlich werden, wenn die Ratten aus der näheren Umgebung des Teichs in sein Reich eindrangen und dezimierte sie sorgfältig.
Ob er sie vertrieb oder auffraß, ist nicht bekannt. Sie waren teilweise so aufdringlich, dass sie durch den Kanal in das Klo vordrangen und den Ahnungslosen (der Mutti) auf der Schüssel beinahe in das Hinterteil bissen. Da musste doch eingegriffen werden!
Dafür gebührten Tommy Abdrücke auf dem "Walk of Fame" (ganz gratis, die richtigen Sternchen in LA müssen dafür ganz schön tief in die Tasche greifen). Er verewigte sich just in dem Moment, als Jogi den feuchten Zement auf der Ambrosischen Terrasse auftrug. Er musste Jogi unbedingt stören, der ihn eine Schlaftablette genannt hatte, das konnte er nicht auf sich sitzen lassen! Stur, eigensinnig und frech wie Katzen eben sind. Aber dies bleibt ein Monument für die Ewigkeit.
Als Tommy's Zeit auf Erden zu Ende ging, las ihm Ambrose liebevoll aus den Gedichten Rilkes vor. So entschlummerte der Kater sanft, und Ambrose weint ihm noch heute eine kleine Träne nach, so hatte er den sanftmütigen und etwas melancholischen Kater ins Herz geschlossen.