Wenn Sie im Sommer einer großen, weißen Gestalt begegnen, bitte erschrecken Sie nicht. Ich bin es bloß. Ich bin es zwar gewöhnt, dass ich Leute mit meiner Blässe ziemlich verunsichere, aber bitte erschrecken Sie leise, denn ich bin schon etwas geschädigt (seit meiner Kindheit bekomme ich das ständig vorgeleiert, ob es mir schon gut geht, und warum ich die Sonne gar so meide?)
Ich finde den Sommer sowieso überbewertet. Neulich kam mir ein Schwarm von Motten entgegen, als ich eine Schreibtisch-Schublade öffnete; zu spät fiel mir ein: ich hatte ein Säcklein mit Kürbiskernen drinnen vergessen, in dem sich die Würmchen gütlich taten.. echt grauslich!!
Seit ein paar Tagen macht mir eine lästige Gelse nachts das Leben und Schlafen schwer. Wer kennt das nicht: es summt ohrenbetäubend, indem das Vieh immer näher ans Gesicht steuert. Springe ich in meiner aufgestauten Wut mordslüstern aus dem Bett, ist sie absolut nirgends (!) zu finden. Phänomenal!.... und Schlaf ade! Seit neuestem versuche ich es auf gutgemeinten Rat mit Teebaum-Öl, dessen intensiver Geruch meiner Nase etwas abträglich ist (was auch nicht für angenehme Nachtruhe sorgt). Also genauer erläutert: ich appliziere das Wundermittel auf beide Handrücken, doch genützt hat es bis jetzt leider noch nichts: Am Morgen blühten zwei neue juckende Flecken auf den Unterarmen, und eine auf der rechten Schläfe. Heute habe ich den Gelsen-Stecker aktiviert, in meiner höchsten Not. Mal sehen, ob's was hilft.
Vor Wespen hab ich Angst, insbesondere, wenn sie klammheimlich auf der Nuss-Rosinen-Mischung krabbeln. Fliegen sie dröhnend gegen das Fenster, hinterlassen sie kleine Tupfen (vermutlich auch aus Angst), dann weiß ich wenigstens, woher die Gefahr droht. Ob ich sie rauflasse oder nicht, hängt von meiner Tagesverfassung ab. (Meistens eh, besonders die Bienen, die werden vorsichtig in einem Glas hinaus befördert).
Meine Mutter hatte eine Wespenstich-Allergie mit Atemnot und monströsen Schwellungen. Das sagt alles.
Stubenfliegen finde ich unhygienisch und nervig. Wer weiß, auf welchem Mist sie saßen, bevor sie meine Wohnung betraten? Herein kommen sie, aber hinaus finden die Doof-Köpfe nicht mehr. Wenn sie Glück haben, öffne ich ihnen ein Fenster und jage sie hinaus. An schlechten Tagen kommt die Fliegenklappe zum Einsatz. Im August treten pünktlich die Fruchtfliegen aufs Programm und das Obst. Durch die kleinste Öffnung schlüpfend finden sie ihre süße Beute, und in der Küche sieht es mittlerweile aus wie in einem Plastikgeschäft: alles ist sorgfältig abgedeckt, und doch kommen die Schwärme immer wieder in den Genuss von Trauben, Pfirsichen, Ringlotten etc. Und der Biomüll saftelt und stinkt vor sich hin bis zur nächsten Abholung.
Zecken im Garten sind zwar eher selten, aber nur deswegen, weil ich fast nie den Rasen mähe oder mich zwecks Dezimierung von Unkraut (nein: Beikraut!) ins Unterholz begebe, aber es macht einen abscheulichen Gatsch, wenn es viel regnet, so wie diesen Sommer, und ich irrtümlich eine von den tausend Nacktschnecken zertrete, von denen es nur so wimmelt bei dem heurigen Tropenwetter. Die verschmäht auch der eifrigste Igel. Laufgänse kann ich mir leider nicht zulegen (die lieben Nachbarn:). Dafür haben wir einen hübschen Naturgarten (wie schon der Gärtner bemerkte, und keinen Tennisrasen).
Im Computerzimmer habe ich mittlerweile satte 28 Grad, was der Kreativität etwas abkömmlich ist (trotz nächtlichen Lüftens). Im Luftzug sitze ich ja nicht so gerne, sei es durch Ventilator, Durchzug oder- Gott bewahre- Klima-Anlage. Schreiben kann ich halt nur in besagtem Raum, denn ich besitze keinen Laptop oder auch kein Smartphone. (Hallo, Mr. Walken!) Natürlich gehe ich zwecks Abkühlung auch nicht schwimmen, weil mir vor Chlorwasser, Bakterien, Lulu und schwimmendem Sonnenöl graust (abgesehen davon ... meine Erbse...:). Wenigstens ist es im Keller schön kühl, wenn auch recht einsam.
Eigentlich würde ich nie in Schlapfen und kurzer Hose aus dem Haus gehen, was aber die meisten Leute nicht zu stören scheint, wenn sie ihre nackte Haut zu Markte tragen und trotzdem schwitzen und streng riechen, und zehenfrei bitte nur mit tadelloser Pediküre!; und abends tönt es aus den Nachbarsgärten, wenn in fröhlicher Runde gegrillt oder Aperol Spritz gehoben wird. (ist gottseidank seltener geworden, seit in der Umgebung hauptsächlich schlafbedürftige Senioren hausen).
Eis essen tu auch nicht besonders gerne, und wenn doch, dann so langsam und sorgsam im Mund vorgewärmt, dass ich für einen kleinen Schlecker so lange brauche wie andere für einen Riesen-Eiskaffee. Ansonsten droht Magenverstimmung. Oder Halsweh. Urlaub? Ja, aber nur auf Balkonien oder auf der Terrasse. Nein, nein, ich will beim besten Willen niemandem den Urlaub oder die Ferien vermiesen! Auch ich war mal ein Kind, allerdings immer gestraft mit Mathe-Nachzipf, also lernen ab August, und am letzten Urlaubstag war mir meistens schlecht....
Wer jetzt sagt, ich bin eine Mimose...oder ein Spielverderber....
.. der hat recht!
Übrigens:
Meine Oma väterlicherseits wurde auch die weiße Frau genannt, brachte aber neun Kinder zur Welt...
Und in diesem Sinne: noch einen schönen Sommer!
edit: einen Tag später: himmlische Ruhe im Schlafzimmer! Tus macht Schluss....
übrigens: Spinnen werden geduldet, hinausgetragen, aber nicht eingesaugt! Und ab und zu ein Silberfischchen darf auch über den Boden huschen...