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AutorenbildLady Aislinn

On the road again

Reise nach Wien & retour Ein kleines Abenteuer. Für mich. Für andere vielleicht nicht.



Mein Vater düste früher in einem VW Käfer jedes Wochenende von Wien nach Tirol und wieder retour, als wir noch keine Familienzusammenführung hatten.

Jetzt gleicht jede Reise in den Osten einer kleinen Weltumsegelung. Natürlich ginge es in einer noblen BWM-Kutsche ganz einfach und schnell, vor allem ruhig und wie in einer Sänfte, aber mit einem kleinen Meriva dauerte es schon etwas länger. Klopausen und -möglichkeiten und Rastplätze wurden im Vorfeld abgeklärt, ich musste nämlich stets etwas essen oder trinken oder Lulu.


Stand man im Stau, wurde es brenzlig. Und meist stand man so in der Gegend um den Wallersee im Stau, weil sich dort relativ viele Unfälle ereignen (und immer, wenn wir dort unterwegs sind). Dann heißt es kneifen, kneifen, kneifen, bis das Wasser bis zum Hals steigt. Die Ungewissheit, wie lange sich so ein Stau zieht, treibt einem zusätzlich Schweiß auf die Stirn. Klos auf Rastplätzen sind natürlich immer grauslich, auch wenn sie von der Asfinag brav betreut werden. Pipi im hohen Gras ist auch nicht besonders angenehm, in der steten Gefahr, in etwas hineinzutreten, was später stinkt und klebt (ich habe tatsächlich einmal ein Paar Schuhe in den Abfall befördert), aber als vorausschauende Reisende immer ein zweites im Gepäck gehabt.

Auch der Rücksitz im Auto wurde vollbepackt mit allerlei nützlichen und unnützen Jacken, Mänteln, Schuhen, Taschen mit Fressalien, wie Thermoskannen mit Tee und Kaffee und Pizza vom Vortag, etc… man konnte ja nie wissen, welches Wetter und welches Essen uns abends in Wien erwartete und ob es im Hotelzimmer kalt von der Decke zog.

Navi gab es damals noch nicht, aber wir gelangten auch so an unser Ziel, obwohl Mama mit Landkarte neben meinem Vater saß.


Mit dem Zug geht das natürlich alles nicht. Nur das Allernötigste wird reisefertig gemacht, wobei die Fress-Tasche am schwersten ist. Im Taxi, das nach Zigaretten oder im besten Fall nach Wunderbaum stinkt, geht es zum Anschlusszug oder gleich direkt nach Innsbruck. Der Hauptbahnhof, ein Alptraum für alle Sinne. Menschen aus aller Herren Länder, ein Stimmengewirr, die Klos am anderen Ende des Eingangs, einen halben Kilometer entfernt. Endlich im Zug, wenn man Pech hat, diesmal in der Nähe des Klos. Es scheppert und rumpelt und zieht, die Scharniere quietschen. Man verkneift sich das Lulu, solange es geht. Die Scheiben sind teilweise zerkratzt, Filmen somit unmöglich. Die Landschaft besteht aus Bahnhöfen, Gewerbeparks oder Einhausungen. Und immer geht jemand aufs Klo, zwängt sich vorbei und hinterlässt eine Duftwolke. Einmal bei Reingehen, noch schlimmer beim Rausgehen.


Im Sommer wickle ich mich in einen Schal, weil die Klimaanlage auf Hochtouren läuft, sehe den Beschäftigten zu, wie sie auf ihren Laptop hämmern und dann wieder auf die vorbeiziehende Landschaft, was mich leicht einlullt. Ich bin die Einzige, die nicht auf ihr Smartphone starrt. (kurzer Exkurs: “Wie ist denn Ihre Handynummer?” werde ich öfters gefragt, ohne Handy scheint nichts mehr zu laufen. Dann entgegne ich, Opportunist, der ich bin, schadenfroh: “Ich habe keins”. Kopfschütteln folgt, mindestens ein gehauchtes Ah, ok.., und das sehr ungläubig, als sei ich ein technischer Dinosaurier).


Ich, die ohne Smartphone und störende e-mails reise, packe die Pizza vom Vortag aus und beginne zu futtern. Im Hinterkopf lauert dennoch der PC.

Wer hat mir inzwischen geschrieben? Existiert mein tumblr-Blog noch? Gibts was Neues von Rufus? Wie viele Zugriffe hat mein letztes Video auf Youtube? Muss sofort nach meiner Ankunft auf dem hoteleigenen PC gecheckt werden.. auch wenn die nicht so ganz lupenreine Tastatur ein bisschen abschreckend wirkt… aber das ist schon wieder eine andere Geschichte (“20 Jahre Internet”)


Anekdote zum Schmunzeln: Abfahrt von Salzburg nach Wien im Opel Meriva, am Steuer meine Cousine, daneben mein Vater. Ich hinten, was selten vorkommt, weil mir als Kind grundsätzlich schlecht wurde, besonders auf kurvigen Strecken. (Als es noch auf der Bundesstraße zum Brenner ging... omg).

Also besagte Cousine drehte für mich die Lüftung auf Hochtouren, damit ich mit Frischluft versorgt werde, ganz alleine hinten am Rücksitz, doch seltsamerweise wurde mir immer wärmer, und ich streckte zwecks Abkühlung meinen Kopf so weit es ging zwischen die Vordersitze Richtung Frontscheibe. Mir wurde aber keineswegs kühler. Am nächsten Rastplatz stellte sich heraus, dass meine Cousine irrtümlicherweise die Heizung aktiviert und mir deshalb einen heißen Kopf beschert hatte. Wir mussten trotzdem alle ein bisschen lachen, und gottseidank wurde mir bei der Weiterfahrt nicht schlecht, wie befürchtet, sondern (angenehm) frostig....

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