Meine Oma mütterlicherseits und auch meine Mutter liebten es, in der Küche zu stehen, ungefähr an die zwei Stunden pro Tag. Und das jeden Tag, auch sonntags und feiertags.
Essen gehen stand nicht zur Debatte, weil mein Vater dabei leicht ins Schwitzen geriet (Krawatte), und man nicht wusste, was fremde Köche allerhand ins Essen mischten, geschweige denn, wo dieses herkam. Vielleicht verglich meine Mutter auch insgeheim die Kochkünste des auswärtigen Personals mit den ihren. Videos: Mads Mikkelsen is Hannibal
Stand ich in der Küche herum, um Kartoffel zu schälen oder andere niedere Handgriffe zu verrichten, tat ich dies anscheinend so gelangweilt, dass sie sagte: geh raus, ich mach das selber. Oder: also SO bist du mir keine Hilfe. Ich schätzte es wirklich sehr, wenn sie mich verschonte und das Essen nach Schule oder Uni praktischerweise vorsetzte, am Freitag Süßes, am Samstag immer Gemüse, weil man das nicht aufwärmen soll/te.
Am Sonntag nach alter Sitte Schnitzel mit Erbsenreis (Risipisi). Und immer standen leckerer Kuchen, Pudding oder andere böhmische Süßspezialitäten als Nachtisch auf dem Speiseplan. Damals gab es noch kaum Auswahl an Tiefkühlkost, die meine Mutter ohnehin verschmähte (ist aber besser als abgelegenes Gemüse, das schon traurig im Geschäft vor sich hin gammelt, ganz ehrlich).
Meine Oma aus Mähren buk auch die herrlichsten Kekse, Bärentatzen, Ingwerbäckerei, Vanillekipferln, solche aus Mürbteig und anderen Geheimrezepten; diese Leidenschaft hat sie wohl meiner Mutter, aber leider nicht mir vererbt. Mir wird schon langweilig, wenn ich Spaghetti koche und den Nudeln beim Garen zusehe. Da schwinge ich noch lieber den Besen, als ein mehrgängiges Menü zuzubereiten.
Wer mich jemals besuchen kommt, muss sich also auf Einiges gefasst machen: entweder wir schauen kurz beim McDonalds auf einen Wrap rein, oder wir lassen uns die Mahlzeit ins Haus bringen (was ich allerdings noch nie ausprobiert habe).
Diese Koch-Unlust teile ich mit meinem Vater, der grade mal ein Würstchen heiß machen kann, mit Spiegeleiern tut er sich schon hart. Gourmets sind bei mir also an der falschen Stelle.
Dass ich trotz meiner Koch-Unlust nicht unbedingt abnehme, muss an meiner ungebremsten Vorliebe für Süßes liegen. Kaiserschmarren gibt’s schon tiefgefroren ins Haus geliefert, und die Schokoladenauswahl im Geschäft ist riesig.
Aß ich als Schulkind einmal einen Tag nichts, verlor ich ein Kilo an Gewicht. Kann man sich das vorstellen?
Sehr ungerecht, dass manchen schon beim Anblick von Himbeertorten der Gürtel zu eng wird und man sich bei Klassentreffen nur mehr an der Stimme erkennt (nebst ungewohntem grauen oder schütterem Haar). Aber das Fett schrumpft eventuell in höherem Alter wieder.
Und wie heißt es so schön? Ab einem gewissen Alter müssen sich Frauen für das Gesicht oder den Hintern entscheiden.
Da habe ich doch lieber ein paar Falten weniger….