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Juhu, Elternsprechtag is'!

Aktualisiert: 11. Apr.

Ich hätte gerne mehr erfahren über die Stunden der psychischen und physischen Qualen, die Eltern und Lehrern gleichermaßen an Sprechtagen erdulden musten...



...aber da meine Mutter leider schon verstorben ist und sich mein Vater erfolgreich vor Elternsprechtagen oder -Abenden gedrückt (?) hat (vermutlich auch wegen seiner Wortkargheit nicht sonderlich von Nutzen war), werde ich wohl nie erfahren, was sich hinter den Türen zwischen schwitzenden Professoren und ebenso geplagten Eltern, die im Zehn-Minuten-Takt in das Lehrer-Zimmer geschleust wurden, abgespielt hat.

Nur dunkel erinnere ich mich, dass meine Mutter zu Hause viel vom KV gesprochen hat (auch wie es ihm gesundheitlich, sprich geplagt von seinen Schülern, geht. Er hat ihr anscheinend des Öfteren sein Leid geklagt (wahrscheinlich und hauptsächlich wegen mir, und sie ihm das ihre, auch über mich. Ich vermute, sie kannte den KV besser als die ganze Klasse zusammen.)

Ich war übrigens schon damals recht redefaul, wenn ich von der Schule nach Hause kam. Das spielte sich immer nach dem gleichen Schema ab: Muttchen setzte mit das Essen vor und fragte mit Unschuldsmiene, aber durchaus neugierig: was gibt es Neues in der Schule? Ich, nuschelnd, und um Abstand von häuslichem Ärger bemüht: nix. Sie (leicht irritiert): aber Manu (Anm: von der Nachbarsfamilie) erzählt ihren Eltern immer viel mehr! Komisch! Oder?

Ich dachte mir: ach, der KV wird ihr nächstes Mal sicher alles Relevante, was meine Latein-Kenntnisse und sonst noch an Beredenswertem ansteht, berichten. Nur beim Mathelehrer war sie öfters vorstellig.



Aus der Kurier-Redaktion: Eine Glosse von Lehrer Niki Glattauer


"Schule und der Rest des Lebens: Auch für Lehrer gehört so ein Elternsprechtag nicht zu den schönsten Tagen im Leben." "Sie wüsste sehr gern, was wir Lehrerinnen von Elternsprechtagen hielten, schrieb mir zu meiner Glosse heidi.c1@..., gezeichnet Heidemarie. Sie selber verweigere Elternsprechtage seit Jahren: "Allein schon, dass man als Erwachsener auf einem Micky-Maus-Sessel sitzen muss, um sich dann beflegeln zu lassen, nein danke!"

Auch für unsereiner gehört so ein Elternsprechtag nicht zu den schönsten Tagen im Leben, und glauben Sie mir, Frau Heidemarie, es kommt nur in Ausnahmefällen zur Ausschüttung von Glückshormonen, wenn wir Eltern im Stakkato erklären sollen, wie ihre Kinder "stehen" (sic!).

–  I wü net wissen, wia’s da Jennifer geht, i wü wissen, wias steht.

– Sie wissen aber schon, dass mich Jennifer heuer in Deutsch gar nicht mehr hat, sondern nur in Geschichte.

- Wos? Und fia des woart i jetz a gonze Stund vur dera deppatn Tia?

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Beziehung zwischen Eltern und Lehrerinnen des Landes ist ausbaufähig. Aber mit Elternsprechtagen, an denen a) eh nur die Lehrerinnen sprechen und das b) zu Eltern, die schon grundangefressen kommen, weil sie um diese Zeit entweder fernsehen wollen oder fremde Büros putzen müssten (die einen), bzw. sich beim Nachhausefahren fragen, was sie jetzt eigentlich Neues gehört haben (die anderen), wird sich das nicht groß ändern. Vielleicht kann man ja den Punkt "Respektvoller Umgang mit wertvoller Lebenszeit" in die aktuellen Lehrerinnendienstrechtverhandlungen aufnehmen. Wobei jetzt der Fairness halber: Ich spreche natürlich nur für die ca. 77 mir bekannten unter meinen 123.000 Kolleginnen. Vielleicht gibt es ja welche, die vier Mal im Jahr aufwachen und sagen: "Juhu, Elternsprechtag is!"



Buch-Vorstellung: Niki Glattauer - Ende der Kreidezeit

Ein bisschen Schule - und der irre Rest des Lebens

Bestsellerautor Niki Glattauer, nebenberuflich berühmtester Schuldirektor Österreichs, legt in seiner Satire “Ende der Kreidezeit” den Finger auf die Wunden unserer digitalen Irrwitz-Gesellschaft: Navis mit bitterbösem Eigenleben, Do-it-Yourself-Kassen im Supermark ohne t, Callcenter in Kalkutta, ländliche Orte ohne Kerne, und – wohin man starrt – Handys, Handys, Handys.

Der engagierte Lehrer, erfolgreiche Buchautor, zweifache Vater, frühere KURIER-Kolumnist und neuerdings Direktor einer Schule in Wien, schlägt wieder zu. Dieses Mal ganz neu: Er wagt sich aus dem Schulgelände hinein in den Alltag einer Mathematikprofessorin. Es bleibt dabei absolut turbulent …


Anm von mir: auch bei uns gab es lange einen städtischen Blumenmark (ohne t)... den von Holland.



Exkurs aus einem Lehrerforum:


Ein Mathematik und Physikleher (!) berichtet: "In meinen letzten Dienstjahren ist mir gelegentlich folgendes passiert:

Ich begrüße die Eltern an der Türe. Sie stellen sich vor und nennen Name und Klasse ihres Kindes. Ich führe beide zu ihren Plätzen. Wir setzen uns und im gleichen Moment habe ich vergessen, wie sie heißen und um wen es geht.

Natürlich könnte ich nachfragen, aber dann halten sie mich für einen debilen alten Zausel.

Also beginne ich das Gespräch mit einigen allgemeinen pädagogischen Floskeln und erkundige mich dann bei der Mutter (nicht beim Vater!) nach ihren Plänen für die weitere Schullaufbahn des Kindes. Ich frage nach Noten und Lehrern in anderen Fächern und nähere mich so allmählich der Identität des Delinquenten. Es hilft auch, wenn man große Klassenfotos auf dem Tisch liegen hat.

Meistens weiß ich nach wenigen Minuten zumindest, welcher Dynastie der Schüler entstammt, und der Rest ist Routine. Es hat aber auch Fälle gegeben, bei denen ich die ganze Gesprächsstrecke im Blindflug zurückgelegt habe, ohne dass die Passagiere etwas davon mitbekamen!" quelle: lehrerforen.de



Elternsprechtag: Über die Machtverhältnisse zwischen LehrerInnen und Eltern


„Die Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern – in den weitestgehend festgelegten Rollen – aktualisiert auf beiden Seiten Ängste. So wie Lehrer Einwänden, Anfragen und Kritik von Eltern nicht angstfrei begegnen, aktualisiert das Gespräch mit der Schule bei der Mehrheit der Eltern Ängste, seien die Ursachen hierfür nun nicht verarbeitete Probleme aufgrund eigener negativer Erlebnisse als Schüler oder seien es Unsicherheiten gegenüber der Institution, die durch Unkenntnis und unzureichende Information ausgelöst wurden.“

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Kontakt: Lady Aislinn

email: LadyAislinn@women-at-work.org

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