Über Schwimmreifen und Schwabbelarme
Ich gestehe, ich kann den Frühling nicht besonders ausstehen. Da gehe ich nicht so gerne raus. Die Sonne sticht, die Bäume schlagen aus, das Grün schießt aus dem Boden, die Müdigkeit erschlägt mich, das Zuckerlrosa der Kirschblüten konkurriert mit dem Krachgelb der Forsythien, und alles ist irgendwie in Aufruhr, wozu auch der warme Südwind beiträgt (der macht die Menschen im Kopf etwas kirre).
Die ersten Hotpants werden ausgeführt, bauchfreie Tops und Schlapfen mit Socken oder Zehen mit Nagelpilz (Natürlich haben die meisten Menschen keine Modelmaße, dann sieht alles ein wenig nach Karikatur eines Manfred Deix aus).
Im Sommer wird es für mich noch schlimmer. Dann gesellen sich Hitze und unbarmherzig blauer Himmel dazu. Es ist bis 10 Uhr abends fast taghell, keine Spur von Gemütlichkeit und Hygge unter der Fernsehdecke.
Nein, draußen wird gegrillt und gelacht, der Rauch zieht in Schwaden vom geselligen Nachbarsgarten herüber, und als einzige Erleichterung bleibt mir ein Gewitter (in Maßen), das dem Spuk (Herr Ringsgwandl hat es so schön besungen: “Da grillt wer”) und der Hitze zumindest kurzfristig ein Ende setzt.
So allmählich gegen August/September kehren meine Lebensgeister wieder, wenn das Korn auf den Feldern reift, mit den roten Tupfen der Mohnblumen. Die Sonne verliert ihre Schärfe, in der Luft schwirren die letzten Mücken, der Altweibersommer legt sich schweigend über den Wald. Ruhe kehrt ein. Das aufgeregte Gezwitscher von Amseln um Revier und Brutplatz weicht dem Ruf der Krähen, die über Stoppelfelder ziehen.
Mein absoluter Favorit: der Oktober in seiner gemäßigten Farbenpracht (und Ende der Sommerzeit) und der November mit vielen Nebelschwaden und schummrigem Licht .
Als einziger Wermutstropfen: der Herbst geht rapide in die nächste Jahreszeit über. Meistens vom Hochsommer in den tiefen Winter geplumpst, oft ein Temperatursturz im Gebirge, der sich gewaschen hat. Übergangsmantel? Nicht von Nöten. Schneematsch und Pflug im September? Keine Seltenheit. (Dafür grünt es zu Weihnachten, und die Skifahrer ziehen ihre Schwünge verzweifelt auf schmalen Schneekanonen-Bahnen).
Vom Herbst bleiben die getrockneten späten Rosen, alles andere hat der Hausgärtner zurechtgestutzt. Klingt das alles etwas morbide? Vielleicht. Es gibt viele, nein, die meisten erfreuen sich an Sommer und Schwimmbad, und es sei ihnen vergönnt, aber mir war das Flanieren über raschelndes Herbstlaub immer schon lieber und der etwas modrige Duft.
Lieber als der Geruch von Tiroler Nussöl =)