Schräge Anekdoten aus Kindheit und Jugend und ein bisschen mehr
Gewaltmarsch
Mit meinem ersten längerfristigen Freund so Mitte 20 bestieg ich eines schönen und sonnigen August-Tages keuchend und schwitzend den Bettelwurf bis zur gleichnamigen Hütte. Am Rückweg überraschte uns ein Graupelgewitter mit Blitz und Donner, aber wir marschierten am Bergeskamm ungeschützt dahin, bis wir völlig durchnässt waren und in hunderten Rinnsalen zu Tale wanderten.
Ich glaube, heute hätte ich den Rettungshubschrauber angefordert, wenn ich überhaupt noch einmal zu so einem Gewaltmarsch fähig wäre. (Bin ich nicht, denn 3 Stunden mit Puls 140 überlebe ich nicht)
Kontaminiert Im April 1986 ging ich alleine im Wald und Regen spazieren, ohne Regenschirm oder -schutz. Ich genoss es, dabei so richtig nass zu werden. Kurze Zeit später erfuhr ich, dass es sich um radioaktiven Fallout von einem Reaktorunglück in der Ukraine gehandelt hatte, der auch Österreich gestreift hatte.
(Der Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl setzte radioaktive Stoffe in die Atmosphäre frei, darunter Jod, Cäsium, Strontium und Plutonium. ) Ich bin vorher und nachher eher selten bis nie barhäuptig im Regen spazieren gegangen. Warum ausgerechnet an jenem Apriltag, ist und bleibt mir ein Rätsel. Der Regen war ja nicht nur kontaminiert, sondern zur damaligen Zeit auch noch sauer. Die Haare sind mir zum Glück nicht ausgefallen. Ich habe auch keine Nachkommen à la Burli (Song von der EAV).
Deponien Mit besagtem Kumpel-Freund durchstreifte ich stundenlang die Milser Wälder, als es dort noch eine Mülldeponie gab. Dort wurde alles entsorgt, was man heute so in den Sperrmüll wirft, und noch mehr, was nicht getrennt wurde. Asbest-Bauschutt, Kühlschränke, Autoreifen, man fand auch ab und zu ein passendes Ersatzteil für sein eigenes Auto. War die dampfende Grube voll, schüttete die Gemeinde sie zu und pflanzte Fichten darüber.
Wo heute ein stattlicher Wald steht, befinden sich vielleicht sogar einige abgängige Personen darunter. Wer weiß das schon.
Milchintoleranz und Mathematik-Schularbeit Meine damalige Schulfreundin liebte es, Milch literweise aus der Tüte zu trinken. Dass sie wahrscheinlich eine Laktoseintoleranz hatte, wussten wir damals noch nicht. Sie wurde zwei- oder dreimal mit der Rettung vom Klassenzimmer abgeholt, weil sie samt Stuhl umgekippt war oder während einer Mathe-Arbeit ständig einmal nach rechts und einmal nach links (wo ich saß) ohnmächtig wurde und ich damit beschäftigt war, sie wieder gerade zu richten.
Was mich nachhaltig bei der Auflösung der kniffligen Rechenaufgaben hinderte, mir dann aber auch als willkommene Ausrede diente, weil ich es sowieso nicht geschafft hätte, über ein Nichtgenügend hinaus zu kommen.
Mofa-Ausflüge
Es war stockdunkel, und ich fuhr, klopfenden Herzens, auf der einsamen Straße nach einem Besuch tief drinnen in Gnadenwald heimwärts. Keine Menschenseele unterwegs, als ein plötzlich auftauchendes Reh wie gebannt von meinem Scheinwerfer wenige Meter vor mir stehen blieb und eine Vollbremsung veranlasste. Dabei geriet vor Schreck mein Herz außer Takt und beruhigte sich erst wieder, als ich heil daheim angekommen war. Aber ich fahre grundsätzliche keine Tiere über den Haufen, nicht einmal eine Blindschleiche oder einen winzigen Lurch. Mit dem Mofa stand ich irgendwie auf Kriegsfuß, es ließ sich schwer starten und bescherte mir zwei Kapitalstürze, einen fast mit Verkehrsunfall. Mein Kopf ist heil geblieben, gottseidank...zumindest äußerlich.
Wanderungen bei 30 Grad im Schatten
Sybille war eine Insassin der Tagesklinik, Kategorie 50+ (was einen Milchbart zu der frechen Aussage bewog: Schon wieder ein Pensionist); zu Zeiten Sybilles waren 3 Pensionisten und der Rest um die 20 in der Gruppe, also eigentlich kein Grund zum Nörgeln. Sybille tat sich ein wenig hart bei Wanderungen ins Gebirge und war immer eine der letzten. Aufgeben zählte nicht, auch wenn das Herz noch so hämmerte. Der Gruppenführer zeigte da wenig Verständnis und war immer mit den Lauten und Jungen unterwegs, vielleicht mochte er Pensionisten auch nicht so gerne.
Obwohl Sybille noch im Berufsleben stand, aber eben nicht immer so konnte, wie sie wollte (psychisch und physisch). Vielleicht war es auch egal, wenn Pensionisten der Hitzschlag traf, aber ungerecht war es ihr gegenüber trotzdem, in direktem Vergleich mit 30 Jahre Jüngeren. Dafür war sie im Werken einsame Klasse, und auch im Singen. Da konnte der Milchbart mit seinem Stimmchen nicht mithalten.
Wurzelbehandlung und Darmspiegelung Als Kind ging ich nicht zu einem Zahnarzt, sondern einem Dentisten. Das klang vornehm und gebildet, war es aber nicht, wie sich herausstellen sollte. Der Dentist bohrte zwar relativ richtig, drückte aber die weißen Füllungen (auf Mahlzähne!) mit dem bloßen Daumen hinein und ging eine rauchen, was seine Lieblingsbeschäftigung war. Logischerweise hatte das Kariesteufelchen ein leichtes Spiel mit den undichten Füllungen und tobte sich darunter aus. Später, als ich zu einem "richtigen" Zahnarzt ging, schlug dieser die Hände über dem Kopf zusammen und werkelte los mit Amalgam, das später durch sündteure Kronen ersetzt wurde, als mit Reparieren nichts mehr ging. Ich kam um zwei Wurzelbehandlungen nicht herum, als mir bei minus 25 Grad ein Vorderzahn abfror (ja, solche Winter gab es früher noch!).
Eine Wurzelbehandlung ist einer Darmspiegelung in meinen Augen absolut vorzuziehen. Man wird betäubt, spürt nichts mehr so Gott will, läuft halt dann mit einem schiefen Maul herum, aus dem die Kaffeefäden laufen, aber das gibt sich ja nach einer Weile. Die Darmspiegelung erfordert hingegen aktive Mitarbeit schon im Voraus, was eigentlich klappen sollte, käme das wohlschmeckende Abführmittel (würg!) nicht auf der entgegengesetzten Seite wieder ans Tageslicht. Manche Eingeweide scheinen leichter beleidigt zu sein, und damit meine ich meine =) Am nächsten Tag kommt statt der zweiten geplanten Fuhre hinein nur mehr Galle heraus, die Nacht ist im sprichwörtlichen Eimer, und die freundliche Darmspiegelungsassistentin bescheinigt einem ein mitfühlendes "Sie sehen aber heute wirklich schlecht aus". Damit übertrifft sie den Leidensgenossen im Warteraum, der mich blasses Wesen ungläubig anstarrt.
Ob ich nicht ins Solarium ginge, wenn mir die Sonne nicht bekomme. Der andere fügt eifrig hinzu, aber sie nehmen schon Vitamin K, oder? Ob soviel Ignoranz öffnet sich mein verschlafenes Auge, rechtzeitig fällt mir aber die passende Antwort ein: nein, K nicht, aber D, worauf der andere etwas unangenehm berührt schwieg. (Vielleicht meinte er aber D plus K2, und ich habe dies in meiner Hektik überhört). Allerdings trifft das "haben Sie einen Schock erlitten?" schon etwas. Ich bin ja einiges gewöhnt seit der Volksschule, aber ich denke mir ja auch nur bloß (und verschweige es) : lieber blass als diese Riesenwampe.
Im Gemüse
Auf einer Heimreise von Wien über das schöne Salzburger Land überfällt mich der plötzliche Drang, auszutreten. (Zuviel Tee getrunken und keine Verzögerung eingeplant). Der sorgfältig ausgewählte Rastplatz dürfte sich nicht mehr allzu weit entfernt sein, als sich die Autos vor uns plötzlich verlangsamen und Böses ahnen lassen. Im Radio melden sie unüberhörbar einen Verkehrsunfall mit etliche Kilometern Rückstau. Und da sind wir auch schon gefangen in der Blechlawine, weit entfernt vom erlösenden Rastplatz.
Bald steht mir das Wasser bis zum Hals, die Panik steigt. Vorfahrt am Pannenstreifen unmöglich und verboten. Türen auf und mich dazwischen hocken? Niemals! Mit jeder Minute steigen nun Verzweiflung und unterdrückte Nervosität des Chauffeurs. Zentimeterweise geht es vorwärts, ein Polizeiauto saust durch die Rettungsgasse, dann ein Sanitäter. Aufräumungsarbeiten sind im Gange, meldet das Radio. Wie lange das dauert, weiß kein Mensch.
Ich sitze mittlerweile angespannt wie ein Bogen auf dem Beifahrersitz. Dann, endlich, nach einer gefühlten Stunde, geht es weiter, zuerst im Schneckentempo, allmählich zügiger. Am Straßenrand stehen die ersten, die sich erleichtern. Jetzt aber fix raus aus der Schlange und dasselbe tun! Ein Stück schaffe ich noch die Böschung hinunter, es muss ja nicht jeder zusehen. Das Gemüse sticht ein wenig im Gesäß, und den Lastwagen, der ziemlich in meiner Nähe parkt, bemerke ich in der Hektik erst zum Schluss. Ok, haben sie eben einen nackten Po gesehen. Wurscht, die grenzenlose Erleichterung überwiegt, ich schätze, so 2 Liter werden es schon gewesen sein. Ich hockte ja auch mindestens eine ganze Minute, und das nicht gerade gemütlich.... naja...
....überleben heißt die Devise!
ach, Sie haben keine Zusatzversicherung?