"Hallo, ich heiße Finny, ich bin ein schwarz-weißer Kater, und das ist meine Geschichte, wie ich es kopfüber schaffte, ein Heizungsrohr im Hause Ambrose durchzuputzen..
Eines schönen Tages beschloss Ambrose's Bruder, das Metallgitter des Heizungsschachtes im ersten Stock zu reinigen und verließ damit nichtsahnend das Zimmer. Das war meine Chance, endlich zu erkunden, was sich in dem dunklen Loch dahinter befand! Ich war schon sehr gespannt, woher im Winter die warme Luft kam, an der sich Ambrose die Zehen wärmte. Mit dem Kopf passte ich prima hinein, doch dann ging es zu meinem größten Schrecken plötzlich abwärts, und ehe ich es mich versah, sauste ich kopfüber talwärts. Mit meinem panischen Gekreische lockte ich die Hausbewohner an, die ebenso panisch die Stockwerke und Rohre absuchten, welche sich ansonsten hervorragend als Haustelefon eigneten, weil sie die Hausgeschoße miteinander verbanden. Die Stimmen von unten hatte ich oft genug vernommen und fand es recht unterhaltsam, wenn sich meine Menschen dergestalt verständigten.
Ich fuhr immer noch talabwärts irgendwo zwischen erstem Stockwerk und Erdgeschoß und hörte noch, wie man aufgeregt diskutierend oben um das Einstiegsloch stand und Ambrose's Mutter nahe einem Nervenzusammenbruch war. Da half nur noch die Feuerwehr! hörte ich sie lautstark lamentieren.
Nach einer kleinen Ewigkeit erschien mir das plötzlich auftauchende Rohr-Ende wie das Licht Gottes, denn man hatte einen weiteren, ja, den richtigen Schacht trotz der allgemeinen Hektik geöffnet! Ich blickte in eine Runde aufgelöster Gesichter, schweißgebadet und zugleich erleichtert, aber leider steckte ich mit meinem hinteren Ende (ab dem Kopf) noch festgeklemmt in der Röhre und jammerte in meiner Not lautstark und hilfesuchend weiter, da ich mich nicht rühren konnte. Wer je eine Katze panisch jammern hört, der weiß es, da stehen einem die Haare zu Berge! Der Katze und dem Menschen.
So zogen und zerrten sie an mir, und ich musste mehrmals niesen neben meiner Jammerei, denn die Staubflusen kitzelten arg in meiner Nase, bis ich endlich (im Stück) wieder im Diesseits landete. Außer einem Riesenschrecken (für alle Beteiligten) und einem verdreckten, öligen Outfit war mir nichts geschehen, die Mutter schlug darob ein Kreuzzeichen und vergoss eine heimliche Träne.
Ich glaube, ich lasse das mal sein mit den dunklen Löchern und meiner Neugierde....."
Anmerkung: Finny ist leider schon über die Regenbogenbrücke gegangen. Ich hoffe, er hat es dort mit seinen Kameraden recht lustig und darf wieder neugierig sein....