Schräge Typen leben länger Seltsame, unangepasste Typen leben glücklicher, gesünder und länger- so das Ergebnis einer internationalen Studie über Exzentriker.
Der schottische Psychologe Dr. David Weeks hat 1500 typische Personen befragt.
In Weeks’ Untersuchungsgruppe findet sich etwa der spanische Pfarrer, der seit über elf Jahren damit beschäftigt ist, im Alleingang eine Kathedrale zu errichten.
Oder der Engländer, dessen größtes Vergnügen es ist, sich von Hochhäusern abzuseilen- als rosa Elefant verkleidet.“ Der typische Exzentriker ist unangepasst, kreativ, besessen, intelligent und neugierig,” erklärt Weeks. Unangepasst zu sein habe aber nichts mit einer psychischen Krankheit zu tun. Exzentriker seien gesunde Menschen.
Die Zahl der Exzentriker hat seit den 60er Jahren zugenommen. Nicht jedes Land hat die gleiche Dichte an “schrägen Vögeln”, An der Spitze liegen Holland und England mit einem Exzentriker pro 10000 Einwohnern. Deutschland ist Schlusslicht. Österreich wurde nicht erfasst.
quelle: Ein uralter Zeitungsschnipsel (vergilbt und aus meinem Schatzkästchen, vom Kurier?)
Buch "Alles, was Sie über Exzentriker wissen sollten"
Albert Einstein charakterisierte sich einmal mit folgender Anekdote:
Nachdem er gemeinsam mit seinem Assistenten eine Arbeit abgeschlossen hatte, suchten beide im Büro nach einer Büroklammer. Sie fanden schließlich eine, die jedoch komplett verbogen war. Einstein suchte nach einem Werkzeug, mit dem er sie wieder in die richtige Form bringen konnte. Auf seiner Suche stieß er auf eine Schachtel mit Büroklammern. Statt einfach eine davon zu verwenden, bog er eine der unbenutzten Büroklammern in die passende Form, um die verbogene Büroklammer wieder brauchbar zu machen, und kommentierte dies so: «Sobald ich mir ein Ziel gesetzt habe, bin ich nur schwer davon abzubringen.» (…)
Deutlich grenzt D. Weeks das Exzentrische vom Pathologischen ab. Wurden die Begriffe “Exzentrik” und “Wahnsinn” früher fast synonym zur Beschreibung von seltsamem und unberechenbarem Verhalten angewandt, so ist mittlerweile die Diagnose “Exzentrität” aus den Akten nahezu verschwunden. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Psychologie normabweichendes Verhalten toleriert. Psychologen neigen jedoch, so Weeks, immer stärker dazu, in einer “esoterischen Fachsprache zu kommunizieren, die gemeinsame Perspektiven und Erwartungen reflektiert”. Dies ist sowohl ein Hinweis darauf, wie so manche Modekrankheit entsteht, als auch eine Kritik daran, dass die Psychologie jedem auffälligen Verhaltensmerkmal einen behandlungswürdigen resp. krankenkassentauglichen Namen geben kann.
So werden Exzentriker oft mit dem Befund der Schizophrenie belegt.
Eine vollständige Fehldiagnose, wie die Studie behauptet, da Exzentriker weder Zwangshandlungen begingen noch Zwangsvorstellungen nachhingen, sondern sich ihres Tuns so viel oder so wenig bewusst seien wie alle anderen Menschen auch. Ganz im Gegenteil zerstörten die “spontanen Problemlösungen” der Exzentriker gerade den “Nährboden für Neurosen”.
Exzentrik hat, und darauf hinzuweisen zeichnet die Studie aus, nichts mit psychischen Krankheiten zu tun, denn “Krankheit impliziert Leiden und das Bedürfnis nach Heilung”, so Weeks, was auf die meisten Exzentriker sicher nicht zutreffe. Ganz im Gegenteil hätten Exzentriker einen “rebellischen Spaß” an ihren Normabweichungen, seien insgesamt nicht nur glücklicher, sondern auch gesünder als Konformisten. Weeks resümiert: “Originelles Denken scheint uns besser zu bekommen als stumpfsinnige Konformität. Immer wieder betonen sie (die Exzentriker; G.U.), wie wesentlich Humor für ihr Wohlbefinden und ihre Selbstachtung in einer zunehmend trostlosen und konformistischen Welt ist.” quelle
Interview mit Tania Kibermanis
Exzentriker sind immer idealistisch und beschäftigen sich obsessiv mit einer Sache. Sie sind neugierig und im Grunde sehr kindlich. Exzentriker lieben bizarre oder versponnene Gedankengänge. Exzentrisch sein setzt Humor zwingend voraus. Genauso wie eine gewisse Intelligenz. Aber Exzentriker bewegen sich natürlich in einem Spektrum, das von Hardcore bis zu dezenter Exzentrik light reicht – je nach Persönlichkeit und beruflichem oder finanziellem Spielraum.
Sie empfinden sich selbst als Exzentrikerin. Wann und wie wird einem das klar?
Ich war immer schon anders als andere und galt von Kindheitstagen an als „die Schräge“ – was übrigens nicht angenehm ist. Aber das wurde ab Werk so geliefert, darauf hatte ich keinen Einfluss. Als Journalistin bekam ich oft die Verrücktheitsthemen. Da hieß es dann: „Das soll Tania machen.“ Manchmal frage ich mich schon, warum das so ist. Ich bin immer pünktlich, gebe meinen Kram rechtzeitig ab. Ob das, wie ich bin, nun „exzentrisch“ heißt, darüber habe ich mir eigentlich erst beim Buchschreiben Gedanken gemacht. Und dabei war es von Vorteil, meine eigene Laborratte zu sein.
Überhaupt ist es ganz schön zu erkennen, dass das, was man als Kind als Mangel erlebt, später durchaus eine Stärke sein kann. Auch wenn sich die Kompatibilität mit Systemen immer in Grenzen halten wird. Exzentriker kennen eben keine lauwarmen Haltungen, sie können sich flammend begeistern und genauso bockstur ablehnen, was sie für grundfalsch halten.
Der vielgepriesene Mittelweg liegt für uns in einer Gegend, die wir niemals bereisen würden. Die Psychologen John Oldham und Lois Morris haben es gut auf den Punkt gebracht: „Exzentrische Menschen sind keineswegs blind für das, was andere denken und glauben. Aber es ist für sie egal. Sie beziehen ihre Einsichten immer aus sich selbst und passen sich den Bedürfnissen anderer nicht an.“ Exzentriker brauchen im Grunde keine anderen Menschen. Und wenn der andere nicht mitspielt, dann spielen sie eben allein weiter.
stella ahangi: interview snicole tiesmeier: fotografie
Unangepasst, kreativ, neugierig, idealistisch-optimistisch mit Weltverbesserungsanspruch, besessen von einer oder mehreren Lieblingsbeschäftigungen – kommt Ihnen das bekannt vor? Dann sind Sie vielleicht ein Exzentriker.
Denn nach den Erkenntnissen des Neuropsychologen David Weeks erfüllen alle Exzentriker mindestens diese fünf Merkmale. Hinzu kommt häufig noch intelligent, aber auch eigensinnig oder rechthaberisch. Statistisch gesehen lebt unter 10.000 Menschen nur ein Exzentriker. Den einen oder die andere kennt die ganze Welt, etwa Florence Foster Jenkins, Salvador Dalí, Albert Einstein, Vivienne Westwood, Frida Kahlo, Karl Lagerfeld oder Bob Dylan. Andere sind eher regionale oder lokale Größen. Und manche haben den Weg in den Club der glamourösen Exzentriker und damit auch in dieses Buch gefunden.
Exzentriker wollen nicht gemocht werden oder sich in den Mittelpunkt stellen. Der exzentrische Mensch tut einfach das, was ihm gefällt. Dem Wortursprung nach stehen Exzentriker „ex centro“, also außerhalb der Mitte. Wo genau sich diese Mitte befindet, legt die Gesellschaft fest.
Von dort auszuscheren ist äußerst anstrengend und kann nur mit einem ausgeprägten Maß an Selbstbewusstsein und Selbstliebe gelingen. Exzentriker sind das Gegenmodell einer normalisierten Gesellschaft. Sie treten heraus aus dem Muff des Üblichen, dem Trott des Gewöhnlichen und wenden sich dem unabhängigen Ich zu. Exzentriker gehören keiner Gruppe an und ordnen sich keiner Klasse zu, sondern leben in der Regel zufrieden am Rande der Gesellschaft außerhalb der gesellschaftlichen Normen und sind doch fast immer auch funktionierende Mitglieder der Gesellschaft. Als Nonkonformisten kümmern sie sich nicht darum, wie die Welt normalerweise funktioniert. Der Druck, der eigenen Persönlichkeit zu folgen, ist größer als der Druck nach Anpassung.
Exzentriker sind mit ihrer unkonventionellen Verfassung im Reinen. In einer magische Mischung aus Furchtlosigkeit und Originalität leben Exzentriker nach ihren eigenen Vorstellungen. Sie nehmen sich die Frage, was andere denken, nicht im Geringsten zu Herzen, außer vielleicht, wenn sie jemanden von ihrer eigenen Meinung überzeugen möchte. Entsprechend löst der Ex-centro-Standpunkt bei ihnen auch keinen Stress aus. (…)
In England, dem Mutterland der Exzentrik, gilt sie allerdings schon seit Langem als schick und als Charakterstärke, vor allem in den höheren Kreisen; keine andere Nation bringt so viele Exzentriker hervor wie Großbritannien. Anders sieht es dagegen in Deutschland aus: Unangepasstheit und Aus-der-Reihe-tanzen lässt sich nur schwer mit den preußischen Tugenden Zucht und Ordnung vereinbaren; Exzentriker wurden hier eher geduldet denn gefeiert. (…)
Spinner, Sonderlinge, Genies
Haben Sie ungewöhnliche
Ess- und Schlafgewohnheiten?
Leben Sie gern allein?
Sind Sie besonders neugierig, kreativ und überdurchschnittlich intelligent?
Wollen Sie die Welt verbessern? Ist Ihnen egal, was andere denken und haben Sie einen eher schwarzen Humor?
Sind Sie nicht an materiellem Erfolg interessiert und kennen Sie kein Konkurrenzdenken? Und wussten Sie schon als Kind, dass sie ganz anders sind als Ihre Mitmenschen? Dann könnte es sein, dass Sie exzentrisch veranlagt sind.
Das Leben mit Exzentrikern kann berauschend, erhellend und faszinierend sein. Ihre Energie, ihre Intelligenz und ihre Kreativität versetzen normale Mitmenschen immer wieder ins Staunen.
Andererseits kann der Umgang mit ihnen auch zermürben, weil sie häufig nicht bereit sind, von ihren Plänen und Vorstellungen abzurücken und dabei manchmal Symptome zeigen, die an Asperger-Autismus erinnern.
So vermerkte der Komponist Erik Satie 1913 in seinem Text "Der Tagesablauf eines Musikers“: "Aufstehen 7.18 Uhr, … inspiriert werden 10.23 bis 11.47 Uhr, … Ich gehe regelmäßig um 22.37 Uhr zu Bett. Einmal in der Woche (dienstags) wache ich mitten in der Nacht um 3.19 Uhr auf.“