top of page
AutorenbildLady Aislinn

Excursus Nr. 7: Pädagogen


"Verzweifelte Pädagogen"


Wieder gestaffelt nach oben sitzend, die riesige Uhr des Physiksaals stets aus den Augenwinkeln beobachtend, ihr ewiges Ticken im Ohr, Sekunde für Sekunde, ewig scheinende 50 Minuten lang.


Die hinteren Reihen in der Physikstunde vergnügten sich mit Privatgesprächen oder Kartenspielen (so genau weiß ich das nicht mehr), während vorne die Streber um beste Mitarbeit wetteiferten.

Das etwas zaghafte Stimmchen der Frau Professor schien nicht bis in die hinteren Reihen vorzudringen, weshalb sie sich mit Austeilen von schlechten Noten half. Aber wahrscheinlich war das auch noch zu gütig. Sie war stets damit beschäftigt, wertvolle Minuten am Beginn der Stunde mit Herbeischaffung von Anschauungsmaterial zu verbringen, was diese Unkonzentriertheit seitens des Jungvolks zu begünstigen schien.

Ich schwankte zwischen Aufmerksamkeit und Unruhe, denn ich wollte keinen Ärger mit schlechten Noten, war aber am Fach an sich auch nicht sonderlich interessiert (was sich in den Noten niederschlug). Wer Naturgeschichte und Physik unterrichtete und dabei menschlich blieb, hatte meine vollste Hochachtung, ebenso die Kombination Mathematik/Physik, Physik/Chemie, o.ä. (Dass darob manche Profs später etwas sonderbar wurden, finde ich durchaus logisch; ich kenne zwei…).

So mancherlei Ärger mit unserer verzogenen Klasse hatten nicht nur der KV, der das alles ausbaden musste bei Lehrerkonferenzen (ich verstehe heute seinen Unmut recht gut, wir waren manchmal wirklich ganz schön blöd), sondern auch die erwähnte Physik- und auch die Italienisch-Pädagogin, denn in der 6. Stunde sich noch einer Fremdsprache zu widmen, war wirklich nicht einfach.

Zwar fiel das Ganze unter die Rubrik Freifach, und wenn viele den Heimweg antraten, nagte an uns Freiwilligen bereits der Hunger und das Verlangen nach Frischluft und Freiheit. Einiges hab ich behalten, von Physik weniger als von Italienisch. Was das Französische anbelangt, so muss ich leider gestehen, dass mir vor allem ein Satz in Erinnerung geblieben ist: “Pardonnez vous, Monsieur, le bus était en retard.” Auf gut Deutsch: wir sind wieder mal zu spät zur ersten Stunde eingetrudelt. Unabsichtlich, natürlich.


Und so bitte ich nachträglich um Vergebung und neige mein Haupt in Demut und Hochachtung für die Geduld und auch Nachsicht mancher geplagter Pädagogen.

bottom of page