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AutorenbildLady Aislinn

Excursus Nr. 5: Deutschunterricht



"Hamlet ist kein Omelett”


Es ging die Mär, dass in der Deutsch-Stunde ein Kandidat beim geplanten Vorlesen seiner Ferien-Abenteuer (und das VOR der gesamten Klasse wie auf einer peinlichen Zurschaustellung) ein leeres Heft aufschlug und frei aus dem Stegreif zitierte.

Hätte der Pädagoge nicht einen Blick auf eventuelle Rechtschreibfehler werfen wollen, diese Meisterleistung wäre nie aufgeflogen. Verwirrt starrte der Professor zuerst auf die weißen Blätter, dann beinahe ehrfürchtig auf den Vorleser (wie in einem poetry slam stand der daneben und drehte schuldbewusst an seinem Pullover ) und wusste nicht, wie er diese Vorstellung bewerten solle.

Deutschstunden sorgten überhaupt nicht selten für Erheiterung, etwa wenn eine Schülerin den Professor auf einen angestrichenen Rechtschreibfehler hinwies, der keiner war oder bei der Prüfung schonmal ins Fettnäpfchen griff. (Zwecks Verhinderung von ungebetenen Einflüsterern stand der Kandidat wie vor einer Hinrichtung und dem gnadenlosen Blick der gesamten Klasse ausgesetzt gleich neben dem Pädagogen-Pult) .

Auf die freundliche Aufforderung “Dann erzählen Se mal was über Shakespeare’s bekannteste Werke” kam ein gestammeltes HamLETT, worauf die Klasse in Gelächter ausbrach und der Schülerin die Röte ins Gesicht schoss. “Meine Liebe, Hamlet war kein OmeLETT”, erklärte der Pädagoge nachsichtig und nicht unfreundlich. Aber ach, Mitschüler konnten so grausam sein. Vor allem, wenn sie taten, als hätten sie keine Ahnung vom eingetrichterten Stoff und blamierten dann den Rest der Klasse mit ihrem brillanten Wissen.

Das Verwirr-Spiel “aufzeigen/wissen”, “nicht aufzeigen/trotzdem wissen” fiel auch in diese Kategorie. Schritten die Pädagogen durch die Reihe und taxierten das Volk, das entweder angestrengt wegsah oder hilfesuchend den Arm reckte, fiel die Wahl stets auf den angestrengt Wegblickenden, der aber prompt die richtige Antwort parat hatte. So schnell wurde der nicht wieder gefragt, auch wenn er brav die Hand hob (aber eh nicht viel wusste). (ich “gendere” hier nicht, das ist mir ehrlich gesagt zu blöd). Exkurs zum Exkurs: Deutsch-Schularbeiten waren angenehm und entspannend, noch angenehmer als Englisch-Arbeiten, wenn die Sitznachbarin verzweifelt am Füller kaute, weil ihr nichts zum freien Thema “Warum verließ Bruno Pezzey den FC Wacker Innsbruck?” einfiel.

Ja, auch Schule konnte manchmal lustig sein, nicht immer für alle, aber manchmal für einige..

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