"Die große Pause"
Abmarsch in den Schulhof und Frischluft tanken, außer es schüttete oder hatte zehn Grad minus. Kakaotüten oder Joghurt wurden verteilt, das Jausenbrot verzehrt und einige schüchterne Kontakte geknüpft. Aber nur ganz heimlich, denn die Pausenaufsicht stand oben auf der Treppe und beobachtete mit Argusaugen das streunende oder faul umherstehende Jungvolk und dass niemand die Flucht ergriff.
Und doch war es herrlich. Geschützt wie in Klostermauern, flog man zu seinem Schwarm aus der 8. Klasse und fing vor Verlegenheit zu stottern an. Der schöne Wiggerl hatte es mir angetan, er besaß sogar einen eigenen Fanclub, wie er scherzend bemerkte.
Oder ich ging mit meinem Leidensgenossen in Mathematik von der Parallelklasse flanieren, um mit ihm über die Sorgen und Nöte zu diskutieren, die uns das Fach bescherte. Meistens verstand man ihn schlecht, weil er aus einem Tiroler Seitental stammte, wo man sich recht guttural unterhielt, aber das spielte keine Rolle. Wir waren eben Leidensgenossen, und das verbindet.
Nach Beendigung der großen Pause strömte man (eigentlich recht diszipliniert) wieder in das Gebäude, wo der sanfte Mathematiker schon lauerte. (Er war aber ganz ok, beherrschte die Gitarre und sang uns den Bundesbahn-Blues, soweit ich mich erinnere.)
Im Schulhof versammelte man sich auch vor dem Einlass, und in den kleinen Stiegenaufgängen wurde schonmal heimlich eine Hausaufgabe abgeschrieben, ich denke, das ist kein Geheimnis.
Die Mauern des altehrwürdigen und unter Denkmalschutz stehenden Hauses boten irgendwie Sicherheit in der täglichen Routine. Man wusste, wo man hingehörte, und das für acht lange Jahre, (die rückblickend so schnell verflogen).
Danke dafür und die vielen großen und kleinen Freuden, Tragödien, aber auch Freundschaften, die daraus entstanden. Danke an alle, die sich mit uns abmühten, ärgerten und freuten, auch wenn Seneca lästerte: für die Schule, nicht für das Leben lernen wir.. wir haben alle etwas mitgenommen auf die spannende Reise ins Leben. Was wir daraus machten, blieb allein uns überlassen, aber ihr habt uns Starthilfe gegeben. Manchmal händeringend, aber stets mit Vorbildwirkung.