"Sommersport und Wandertage"
Wie könnte es in Tirol anders sein? Bergwandern, Bergsteigen, Bergklettern. Und zwischendurch einen Hechtsprung in den Baggersee. Ui, vielen Dank… ersteres gestaltet sich (vor allem an wolkenlosen Tagen) so mühsam, sollte man sich nicht in bewaldetem Gebiet befinden, dass Hitzschlag und Sonnenstich drohen. Die ganz Wagemutigen klettern nackten Oberkörpers in schwindelnden Höhen umher, aber gut, das sind die richtigen Tiroler, furchtlos und im Gebirge aufgewachsen. Wandertage gestalteten sich mitunter recht interessant, wenn der sportliche KV (er war prima in Volleyball, Beweisfotos existieren irgendwo in einer Schublade) an der Spitze des keuchenden Volkes den Berg hinauf zog, ich und meine Schulkollegin am Schluss des Rattenschwanzes, ziemlich groggy (Und da behauptete der KV noch, er habe keine Kondition!).
Aber selbst die wohlverdiente Pause wurde noch durch Fußballspielen vermiest. Die Jungs waren prima, spielten den Mädchen den Ball zu, auf dass sie ihn im Tor versenken sollten. Ich stand da wie der berühmte Ochs vorm Berg, mit dem Ball an der Fußspitze und zielte. Ich wollte zielen, aber der Ball bewegte sich mühsam und sehr langsam am Tor vorbei, und die Buben schlugen die Hände zusammen (“Nein, das gibt’s doch nicht! So eine Chance!”). Ach Gottchen aber auch!
Dafür ging’s bei mir bergab umso flotter, da kam mir so schnell keiner nach. So wanderten wir wacker in der Gegend umher und grüßten Entgegenkommende aus Jux so, wie es der KV zu seiner Klasse zu tun pflegte: “Tag, die Herrschaften”, worauf man meistens etwas blöde angeschaut wurde (oder gar nicht, wie es in Tirol vorkommen mag).
Wandertage verursachten mir Pickel auf der Nase, einen roten Kopf und selten gute Laune. Auch das sonntägliche familiäre Wandern auf diverse Almen war mir ein Graus. Zünftig in Knickerbocker gekleidet war ich nicht gerade, und Wanderschuhe begannen nach einer Weile zu kneifen und zu zwicken, denn, jung und dumm wie ich war, hatte ich (einmal oder zweimal) die groben Böcke dem unterwürfigen und schmeichelnden Verkäufer und meiner ungeduldigen Mutter zuliebe erstanden. Wandertage verursachten mir (offene) Blasen an den Fersen und die Angst vor Blutvergiftung. Und die steifen, gar nicht so billigen Wanderschuhe vermoderten mit der Zeit im Keller.
Und noch was: “Halt dein Gesicht doch mal an die Sonne”, mahnte meine Mutter stets, aber ich wollte partout nicht. Ich war immer blass wie ein Leintuch, das allerdings war wiederum von Vorteil, wenn ich klagend vor dem Prof. stand (“Mir ist nicht gut”) und entweder heimgeschickt wurde oder die Schularbeit nicht mitmachen musste. Ein bisschen geschauspielert, und es klappte.
Auch beim Turnunterricht, da saß ich dann auf der langen Bank und durfte zusehen. So hat jeder Nachteil am Ende doch noch einen Vorteil.
Anhang: ich muss mich korrigieren!
Ich HATTE einmal Knickerbocker... omg..... das war kurz nach unserer Übersiedlung von Wien nach Tirol, wahrscheinlich war ich damals noch nicht so "bewandert" in den Gefahren einer Gebirgsregion... oder ich tat mich noch leichter beim Bergsteigen... soweit ich mich erinnern kann, war spazieren gehen immer fad.