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AutorenbildLady Aislinn

Die reizenden Verwandten

mit einem Augenzwinkern…!!

ganz lieb…. besonders, wenn sie im Rudel auftauchen, und das unangemeldet.

Als Überraschung...



Überraschungen können aber auch unangenehme Begleiterscheinungen haben, im schlimmsten Fall eine Herzattacke.


Fuhr man früher noch gemächlich mit der Kutsche zu seinen nächsten Anverwandten, so konnten sich diese durch einen vorauseilenden Kurier, der relativ schnell geritten war, tagelang darauf vorbereiten. Seit der Erfindung des Flugzeuges ist das nicht mehr so einfach.

Der Onkel aus Amerika steht schnell mal vor der Tür, und kommt die liebe Verwandtschaft im Rudel, herrscht zuerst ein großes Hallo, das mit der Zeit etwas abflacht, weil die Konzentration nachlässt ob der Informationsflut, was die Kinder und Kindeskinder den lieben langen Tag anstellen oder wie lieb und nett sie sind.


Meist entwickelt sich das Gespräch in Richtung Gesundheitsfragen, schlimmstenfalls Todesfällen, von denen man noch nie gehört hat, denn der Schwippschwager des Onkels aus Amerika hatte schon lange an einer seltsamen Krankheit gelitten. Man will das eigentlich gar nicht im Detail wissen, heuchelt Mitgefühl und hält sich in Gedanken die Ohren zu, man ist doch schließlich Hypochonder.

Die Gedanken schweifen dann auch ab zu einem lauschigen und stillen Plätzchen, und die Wortflut schwappt ungehört vorbei, lediglich der Lärmpegel ist ständig erhöht.


Erschöpft fällt man vor dem Fernseher in Schlummer, sobald die lieben Gäste abgezogen sind und Quartier beziehen, zum Glück woanders. Am nächsten Tag geht’s weiter, Ausflug steht auf dem Programm. Als Tiroler wundert man sich dann schon etwas über die Kondition der Wiener, sei es im Aufmarsch zu Berge oder im ständigen Geplauder, von dem man sich längst abgeseilt hat. Fitness-Studio, das ist das Geheimnis und viel Schwimmen,,, nein, vielen Dank.


Während mein Frustrationspegel längst überschritten ist, gibt mir der Kaffeehaus-Besuch noch den Rest, wo man sich nur schreiend unterhalten kann. Ich vertiefe mich in meine Erdbeertorte und Pfefferminztee und wundere mich flüchtig über Riesen-Eisbecher, die ohne Hals- und Zahnschmerzen schmerzen vertilgt werden können.

Wieder einmal komme ich mir völlig fehl am Platz und sooo klein mit Hut vor.

Abends drücke ich mich erfolgreich vor der Kartenrunde (nie im Leben Canasta gespielt, dann schon lieber scrabble, da bin ich unschlagbar), fühle mich sozial degeneriert und denke frustriert daran, welche Schauergeschichten nach der Heimkehr der lieben Verwandten über mich erzählt werden.


Die per email übermittelten Fotos würde ich am liebsten gar nicht sehen, weil ich grundsätzlich blasiert oder blöd darauf aussehe. Ein bisschen schadenfroh oder befriedigt bin ich dann doch, weil meine Cousine trotz eifrigen Schwimmens einen nicht gerade schmalen Schwimmreifen mit sich herumträgt.

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