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AutorenbildLady Aislinn

Die Kinder der Rue de la Gack


Ein Märchen mit historischem Hintergrund

Es war einmal eine arme Familie, die hauste in einer kleinen Kate mit einem winzigen Garten, in dem das Abortloch am Boden noch am größten schien. Der Rest wurde von Kohlgemüse und roten Rüben eingenommen, auch ein paar Kartoffeln oder ein Huhn, sehr selten ein Schwein gingen sich noch aus. Da die Gerichte oft unrein und blähend waren, wurde das Loch des Öfteren besucht und füllte sich rasch mit der Zeit:

“Junge, du musst den Eimer holen”, sagte die Mutter wieder eines Tages, und dieser, nennen wir ihn den kleinen Hansl, schwante bei diesem Stichwort selten Gutes.


Obwohl der der älteste war, schien er im Wachstum etwas zurückgeblieben, weswegen er sich nur schwer mit Schaufel und Graben und Füllen des Eimer tat, aber nur selten halfen ihm seine jüngeren Geschwister, denn sie waren froh, dass sie die unliebsame Sache mit dem Eimer erledigt wurde, denn erstens stank es aus diesem recht heftig und zweitens musste er auf die Wiesen vor dem Burghof gebracht und entleert werden. Quasi als Gratisdüngung neben dem, was die Bauern aus ihrem Stall mitbrachten.

Wie immer maulend, warf Hansl einen bösen Blick zu den wohlhabenden Bürgern und Adeligen der Stadt hinauf und wünschte mehr als einmal, seine Mutter, die Kammerzofe der edlen Herren, musste nicht dem Grafen den Topf reichen, wenn es diesem nachts pressierte, oder seine Familie besäße zumindest einen kleinen Abort, von dem es direkt nach unten ging, ohne sich die Hände zu beschmutzen.

Mutter erzählte auch von dem großen Fass etwas abseits im Burghof, in das sämtliches schmutziges Wasser und wahrscheinlich auch Nachttöpfe entleert wurden, und sobald dieses gefüllt war, durfte sie mit Erlaubnis des Gutsverwalters den Stopfen ziehen, aber nur, wenn dieser Schlechtwetter erwartete und Regen in Aussicht war. So konnte der gesamte Inhalt mit dem Segen von oben nach unten, aber auch in Richtung der Armenhäuser fließen.

Wenn die Familie Hansls Glück hatte, regnete es ausgiebig und lange, sodass die braune Suppe rasch an ihnen vorbeifloss. Möge dem Grafen sein Hintern einfrieren, dachte Hansl zum wiederholten Mal und entleerte den Rest seines mitgeschleppten Eimers. Da es auf den Abortlöchern ziemlich zog, holte sich jener prompt eine Blasenentzündung, was jedoch wiederum Hansls Mutter arg beschäftigte, musste sie dem Grafen doch öfters den Topf reichen und kam kaum zur wohlverdienten Nachtruhe. So kehren böse Gedanken wieder zurück, hatte seine Großmutter immer gewarnt.

Scheiß drauf, dachte Hansl und trabte zu seinen Kumpels in der Rue de la caque, um sich eine zu drehen.

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