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AutorenbildLady Aislinn

Die Bus-Phobie


Das mit dem Bus-Fahren ging ja schon in der Schule los. Marschierten wir in die Volksschule noch tapfer bei Regen, Schnee und Sonnenschein auf Schusters Rappen, so zwängte man sich ab nun mit Heldenmut in die von Schülern und Berufstätigen überfüllten, damals noch rundlich geformten Busse (hatte etwas Niedliches wie der ebenso rundliche Chauffeur Franz, der mittags immer den Einschubwagen fuhr, und man musste im hinteren Teil des Wagens den Kopf einziehen).


Erstand man zufällig noch einen freien Sitzplatz, ließ man sich bereits etwas erschöpft nieder. Strenger Geruch, erhöhter Lärmpegel und so mancher Ellbogen im Kreuz und Tritt auf die Zehen ließen den Genervten selig den hart erkämpften Sitzplatz annehmen (weil man noch schnell was lernen musste).


Wenn man Glück hatte, stieß man nicht mit den Knien auf den gegenüberliegenden Passagier oder stolperte über dessen Schultasche. So manch Wagemutiger schrieb noch schnell die Hausarbeiten vom Nachbar ab, ziemlich krakelig, wenn es mal holperte. Oder man stand gezwungenermaßen auf, das Heft noch verzweifelt in der Hand, wenn Omi sich nach hinten bahnte.

So ging das acht Jahre lang, morgens Versammlung und letzte Schul-Planbesprechung an der Haltestelle, manchmal und sehr eng in einen noblen Reisebus gezwängt und mit Ö3 beschallt. Der hatte noch einen engeren Sitzabstand, weswegen ich relativ häufig in Platznöte geriet. Geschachtelt wie die Sardinen wurden diejenigen Ärmsten, die später einstiegen.


Nachfolgend stakkato-artige Niederschrift aus dem Gedächtnis, ähnlich wie: bremsen, halten, weiterfahren, bremsen, halten, wieder fahren….

die Haltestellen nehmen kein Ende!

Im Verlauf des Schuljahres, nach der 6. Stunde, eiligst Hefte in die Taschen gestopft und zum Bus geeilt (natürlich in der Hektik den Füllhalter liegen lassen). Eh schon halb verhungert, hinten im niedrigen Bus den Kopf einziehend.

wer früher hinfällt, hat verloren (ein Spielchen, bei dem man freihändig und freiwillig herumtorkelte, seine enormen letzten Kräfte mobilisierend und sein Gleichgewicht unter Beweis stellend). Abrupte Bremsungen waren nicht eingeplant, aber schmerzhaft.


Noch später das Busfahren zur Uni und zurück zum Feindbild erklärt, teilweise 2x am Tag eine Stunde hin, eine zurück verfahren (also vier Stunden insgesamt), da Haltestelle ca. einen km weit entfernt. (zuerst

bergauf schnaufend und dann bergab rennend).

Noch später und in aller Herrgottsfrüh, ca. 6 Uhr, verschlafen zur Haltestelle und zum Job schlurfend (Haltestelle etwas näher), anderen ebenso verschlafenen Fahrgästen zunickend (zu mehr hat es nicht gereicht), ein wenig dösen (nicht wirklich) bis zum Ausstieg. Erste Angst vor Verspätung.


Noch später, im Job: Angst, den Bus nach Hause zu versäumen. (Nächste Möglichkeit: eine Stunde später.) 100x hastig auf die Uhr geblickt, (noch fünf Minuten bis zum Eintreffen des Linienbusses!), also im Laufschritt zur Haltestelle (fit, mach mit), oft in mitternächtlicher Dunkelheit, wo braves Volk zu Hause weilt.

Die letzten Minuten davor gebangt und gezittert, ob man rechtzeitig der Arbeit entkommt. Chef: “Können Sie mir das noch schnell erledigen?” Letzter Patient 19 Uhr 30.

Des Nachts alleine durch den Wald nach Hause geeilt, oft eisig, schneidend kalt, schmaler Pfad, keine Beleuchtung, Angst vor Räubern, Herzinfarkt oder Beinbruch. 21 Uhr. Oder auch später.


Grundsätzlich NIE Haltegriffe oder Stangen ohne Handschuhe benützt, und wenn nicht anders möglich: sofort Hände desinfiziert, denn hatte wer eventuell Rotz an den Fingern? Angst vor heimtückischen Bakterien!


Das Gruseln vor ungünstigen/unmöglichen Fahrplänen und roten oder gelben Bussen bis heute beibehalten. (trotz Verbesserung der Anbindung zugegebenermaßen). Seit Corona Angst vor Ansteckungen jeglicher Art, Vermeidungstaktik, wo möglich. Auch Taxis mitunter grauslich, kommen nicht rechtzeitig, stinken oder mit zwielichtigen Fahrern besetzt, manche schweigen, manche plappern. Man will nur seine Ruhe. “Wohin gehts? Ist es eilig?” (no na), bitte rechtzeitig anrufen (wenn möglich einen Tag zuvor).

Halloooo, Taxi, dann kann ich gleich mit dem Bus fahren..



“Gestern foahr i mit der Tramway Richtung Favoriten: Draußen regnt’s und drinnen stinkt’s, und i steh in der Mittn. Die Leit, ob’s sitzen oder stengan, olle ham es fade Aug’. Und sicher net nur in der Tramway, I glaub, des hom’s ‘n ganzen Tog, jo”, singt Wolferl Ambros so schön treffend.)

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