Der seltsame Graf hatte eine recht große Nase, weswegen er sich furchtbar schämte und diese durch Puder und Rouge zu verschönern suchte.
Allein, es wollte nicht so recht gelingen, weswegen er anhand extravaganter Frisuren und gewagtem Outfit die Aufmerksamkeit auf sein Äußeres zu lenken versuchte. Rüschenhemden und Rüschenärmel, Ringe und lange Gehröcke, aber auch prächtige Perücken waren von nun an seine ständigen Begleiter, in Gesellschaft von Damen legte er noch eins drauf und üppiges Rot auf seine Lippen sowie einen Duft, von dem selbst gestandene Weibsbilder schier in Ohnmacht fielen.
Ihn hingegen konnte ein einzelnes graues Haare zur Verzweiflung bringen, und er hätte sie wohl längst alle gerauft, wäre die Angst nicht gewesen, sie mochten dabei ihre Heimat verlieren. Dandy und Tunte waren noch die höflichsten Bezeichnungen, die man ihm zukommen ließ. Nur Caravaggios Bildnis blickte milde auf ihn herab, wenn er diese seine Nase in die Bücher steckte, seine einzigen wirklichen Freunde in dieser schlechten Welt. Besonders schlimm und üble Gerüchte verbreitend, launisch und zankend, als schäme sie sich seiner Bekanntschaft, geiferte das Nachbarsweib, er empfange Männerbesuche und staffiere sie dabei auf’s Teuerste aus. Seine Nase sei die Strafe für ein liederliches Leben.
Eines schönen Tages, abwesend und in seine Schriften vertieft, rieb sich der Graf seine Nase und schnippte mit den Fingern nach dem lästigen Insekt, das sich darauf niederließ und zu allem Übel noch daran zu stechen und saugen begann. Klatsch, und ein platter Fliegenleichnam kleckste rot auf sein Blatt. Doch nicht nur das, plötzlich begann sein Zinken zu jucken und schien wie von Geisterhand aus seinem Gesichtsfeld zu verschwinden. War dies Teufelswerk? Musste er dafür seine Seele verkaufen?
Als er des nächsten Tages, immer noch verwundert, wohin seine Nase gekommen sei, auf die Nachbarin traf, diese wieder anhob zu lästern, da rieb er sich die Augen, denn mitten in deren Gesicht prangte riesig und mit einer fetten Warze sein Zinken, noch größer, als er ihn in Erinnerung hatte. Gutes Fliegenvieh, murmelte er, du hast dein Leben für eine Nase geopfert, und es wäre das erste mal gewesen, dass ein Geschmeiß etwas Nützliches zustande gebracht hatte.
Das war nun die Strafe für ihr böses Getuschel und Getue. Endlich konnte er sich ohne Verkleidung und ungeniert unter die Leute mischen, während sich das Nachbarsweib verschämt die Warze kratzte und den Grafen verfluchte. Aber das störte ihn nicht weiter, mit dem Teufel hatte er anscheinend ein recht gutes Geschäft gemacht.