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AutorenbildLady Aislinn

Der Mundschenk, Teil 2

~ RUFUS SEWELL ALS CHARLES II ~

Ein romantisches Märchen, nix Grausliches


In jener Nacht hatte die Prinzessin die absonderlichsten Träume, sie stünde vor ihrem zornbebenden Vater, der am nächsten Tag zur Jagd reiten wollte und an der Mauer des Turms zu ihrem Schlafgemach eigenartige Fußabdrücke vorgefunden habe. Er könne sich nicht vorstellen, dass ihr Bräutigam noch vor der Hochzeit diesen abscheulichen Weg genommen habe, das würde sie und den ganzen angereisten Hofstaat in äußerst schlechten Ruf bringen. Der blonde Jüngling neben ihm hatte einen hochroten Kopf und eine schwarze Locke in der Hand, die er anklagend gegen sie erhob.


Dann wieder verließ sie.. war es Traum oder Wirklichkeit?- mit wehendem Haar, ganz unziemlich mit Hosen auf ihrem Zelter den Burghof, neben dem Mundschenk, der einen herrlichen Fuchs ritt und sie zu den schönsten Plätzen auf Erden führte, wo sie im Grase lagen und den Schwalben im Himmel zusahen. Bist du glücklich? fragte er sie und beugte sich über ihr Gesicht, sodass sie seinen männlichen Duft atmete, ein Duft von Moschus, Pferd, Schweiß und Leder. “Dann lass uns fliehen, Geliebte, wohin der Wind uns trägt.”


Was ist das? hörte sie eine Stimme wie von ferne, hörst du, erwache, Kind, ich habe dich etwas gefragt!


Mein Mundschenk, entfliehe nicht….


Schlaftrunken öffnete sie die Augen, seufzte tief und erkannte ihren Vater, der eine schwarze Locke auf dem Bettzeug drapierte. “Wie kommt dieses Haar in dein Gemach? ”


“Ich träumte von einem Mundschenk, mein Vater; der uns gestern bewirtete.”


“Gestern war kein Mundschenk in der Halle, Tochter. Du musst eingeschlafen sein. Wir haben dich die Treppen hochgetragen, und du hast gelächelt wie ein kleines Kind.”


Sie griff nach der Locke, die nach Moschus, Pferd, Schweiß und Leder roch und entgegnete: dann warte ich auf ihn, denn er wird kommen, das ist gewiss, und deinen schönen Jüngling werde ich nicht heiraten. So kam es, dass der Hofstaat der Prinzessin unverrichteter Dinge und ohne Heirat wieder abzog, denn wenn sich die Prinzessin etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihr niemand widersprechen. Die Locke aber hielt sie wie einen Ring um den Finger gewickelt und flüsterte zum Abschied.


“Mundschenk, führ mich fort an den Ort, wo wir träumten, den Zauber erlebten, In Liebe erbebten. Mundschenk, schenk mir den Mund….”


Und wenn sie nicht gestorben ist, dann wartet sie noch heute. Aber vielleicht werden manche Märchen irgendwann einmal wahr….denn: wie kam die Locke wirklich in ihr Gemach? Das bedürfte einer kleinen Korrektur im Geschehen…



Beginn Teil 1 und Teil 3 (Federico)

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