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AutorenbildLady Aislinn

Der maulende Gärtner

Im Juli ist es wieder einmal soweit, den Garten zu "entrümpeln". In unserem "Naturgarten" wuchern Brennessel, wilde Heckenrosen, Brombeeren (ohne Früchte allerdings) und ähnliches stechendes Zeuch, vor allem der lästige und unausrottbare Ackerschachtelhalm, vor dem sogar der Gärtner kapituliert, glaube ich. Da muss wieder der lange Gerry mit seinem flotten Werkzeug her!



Ausgemacht ist um acht Uhr morgens. Fünf vor bis fünf nach, circa....

Er kommt um 7:45 . "Eigentlich fang i scho um halb sechs an, wenn i nit mit der Scher' schneiden muaß, weil bei dem Wetter jetzt kamma ja nit richtig arbeiten, da schwitzt man sich zu Tod'", oder so ähnlich beginnt er mit dem Lamentieren. "wenn's kühler isch, mach' ich des ratzfatz. Des Wetter isch ja nimmer normal."

Ich denke mir: oh, Verzeihung, das tut mir aber jetzt leid... aber um fünf Uhr aufstehen? Welch Graus! Das hatte ich schon mal während der aktiven Berufsjahre, und das war fürchterlich. Ich bin zwar keine Nachteule, aber Lerche auch gerade nicht....

Er: "I schneid dir, was du willsch... aber des tat i lassen." (und er deutet auf ein Durcheinander von Ziergras und Farn).

"Ok, wenn du meinst", erwidere ich, aber ich klaube das sicher nicht auseinander, womöglich fange ich mir wieder eine Zecke ein.

"Und bitte, bitte das auch noch..." (gemeint ist ein ungehemmtes Wuchern von Wicken und Frauenmantel im südlichen Gartenteil und um den Teich). "Aber des.. des isch doch schön so?"

Ich seufze im Stillen.

"Des... des kommt erscht im Herbscht dran," ergänzt er. "Jetzt hängt's in den Teich rein, da kann i nix wegschneiden. Sonscht schaut's nit guat aus." Na toll, die Seerosen sieht man vor lauter Blättern nicht mehr, da muss ich wohl oder übel selbst ran.

In Gedanken rutsche ich schon bittend auf den Knien "Kannst du das vielleicht da auch noch.....?" wage ich zu fragen und deute auf eine wild wuchernde Eibe. Ich hatte da schon ein wenig geschnipselt, aber nur juckende Kratzer am Arm geerntet. Können schon, aber wollen?

"Es isch Zeit, dass i in Pension geh'," sagt er unvermittelt.

Wie lange er denn noch habe?... naja, jetzt sei er 28.

haha! dann bin ich 25....

"Könntest du mir das auch kürzen?" frage ich zaghaft und deute auf einen Ahornbaum im Topf.

"Des geht mi nix an," grinst er frech.

HÄ??

"Die is aber sehr hoch..." Die? Wer?

"Deswegen will ich ihn ja kürzen," entgegne ich und beginne leicht zu schwitzen.

"I mach dir, was du willsch.." (oha) "Aber du muasch di auf meine Schultern setzen und sägen. Mach ma sie ziemlich radikal?" Ja bitte, aber ohne Freiluft-Turnen!

Und dann: der Mann mit seinen 1,95 klettert wie ein Affe in den Topf und in den Baum!

Ich staune: er macht es doch!

"Ich hab noch was vergessen," sage ich wagemutig. "Die Hecke, draußen, auf der anderen Seite". "Mach i", sagt er generös.

Der Mann ist ein Phänomen! Wieselflink trotz Hitze (!) und kennt anscheinend keine Rückenbeschwerden, so wie er auf dem Boden herumkriecht. Für seine 56 sieht er trotz Arbeit im Freien noch relativ jung aus, und er hat noch kein einziges graues Haar. Vielleicht werden Rothaarige später grau? Laut Internet ist es so. Faszinierend! "Ach, der Nachbar hätte noch gerne..." mein Blick wandert zur südlichen Hecke, die schon im Frühjahr um einen Meter geköpft wurde. Er verdreht die Augen.

Die nerven ihn besonders, die Nachbarn, und die Hecken auch, erkenne ich.


Zum Schluss ist auch er schweißgebadet, es geht mittlerweile auf 30 Grad zu. Er habe aber noch eine Kundschaft, erklärt mir der Bemitleidenswerte und zieht mit 5 randvollen Säcken geschnittenes Grünzeug und Gras für die Deponie ab. "Es habt's ja eh an schianen Naturgarten", sagte er zum Schluss. Wow, und das aus dem Mund eines Landschaftsgärtners!

Als Dank dafür und für alle anderen Mühen habe ich ihm ein großzügiges Trinkgeld gegeben. Bis zum Oktober also! SGW...

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