Nein, das wird keine weitere Abhandlung über ein Krankheitsbild (ist es das?), dies sind auch keine täglichen Aufzeichnungen à la Thomas Mann, der über sein Bauchgrimmen oder andere Missempfindungen penibelst Buch geführt und das zu mancher Erheiterung beigetragen hat.
Es ist das stetige Gefühl einer gewissen Unzulänglichkeit, das ätherische Wesen oft heimsucht. Sei es, dass der Lärm einer Stubenfliege oder noch schlimmer einer Gesellschaft von mehr als zwei Personen die Aufmerksamkeit schmälert oder zur Flucht bewegt; sei es, dass allein der Gedanke an einen Kaffeehaus-Besuch alle Sinne schwinden lässt, man sich beim geselligen Kartenspiel durch ständiges Durcheinanderreden mit überhöhtem Lautstärkepegel völlig überfordert fühlt und schließlich genervt das Handtuch wirft:
der sensible Mensch erfährt alles mit allen Sinnen doppelt, dreifach, vier Mal so stark und schnell und ist demzufolge schneller ermüdet. Er kann zehn Stunden schlafen und ist noch immer müde.
Er muss sich vom Schlafen erholen, weil ihn nachts die Träume arg geplagt haben und er in eine saftige Morgendepression gerutscht ist.
Bauchgrimmen bedeutet nichts Gutes, und die Angst vor Blutvergiftung , wenn man sich in den Finger schneidet, ist groß: Notaufnahme oder nicht?
Kopfschmerzen sind generell tödlich, der Gang zum Zahnarzt gleicht dem einer Hinrichtung. Weiße Kittel sind zwar gefürchtet, aber noch öfter notwendig, um Dr. Googles Diagnosen zu widerlegen.
Dr. Googles Diagnosen sind zu 90% tödlichen Ausgangs. Schwitzend scrollt man durch die Ausführungen kompetenter Autoren und fühlt sich meist in seinen Befürchtungen bestätigt. Das hab ich auch, also morgen bin ich tot. “Suchen Sie schnellstens einen Arzt auf, sonst trifft Sie mindestens der Schlag”. (Mein Gott, ich schwitze schon, wie es da steht, und mein Blutdruck ist garantiert auf 180. Den unteren Wert möchte ich gar nicht wissen! Und dieser seltsame Pickel: garantiert Lepra! Kann man an Schlaflosigkeit auch sterben?).
Dr. Google ist ein gefundenes Fressen für Hypochonder. Dem wohlgemeinten Rat der Ärzteschaft, NICHT zu googeln, ist nur schwer Folge zu leisten, denn das Internet lockt und stellt immer weitere skurrile, angsteinflößende Diagnosen.
Für Hypochonder tatsächlich äußerst ungesund.
Guter Rat von einem Hypochonder: googelt einsame Inseln, den richtigen Partner oder wie backe ich eine Torte mit nur drei Zutaten (lohnt sich, trotz drohender Entzugserscheinungen!).
Nachtrag: Auch Dr. House ist mit Vorsicht zu genießen, soll es dir nicht kalt den Buckel runterrinnen. Nicht alles ist Lupus..es gibt Schlimmeres….