Eine Gutenacht-Geschichte der anderen Art.
Es begab sich, dass einst im fernen Süden ein kleiner alter Mann mit seiner kleinen jungen Frau hauste, doch er war schrecklich verschossen in die Rabenfrau, die er auf einer seiner Reisen als Händler kennengelernt hatte.
Die Briefe, voller inbrünstiger Leidenschaft verfasst, gingen hin und her, weil die Rabenfrau sie ungeöffnet dem Boten zurückgab, doch der Händler, den sie zuerst scherzhaft “alten Esel” nannte, wurde immer zudringlicher und drohte sie mit seinem Besuch zu beglücken. Das war der Rabenfrau nun so gar nicht recht, denn neben seinen Eseln besaß der Händler ein schnelles Ross, das ihn hurtig über Berge und Täler brachte.
So ersann sie eine List, weil sie wusste, dass ihm Leibgrimmen zu schaffen machte, während er hingegen nicht davon abließ, sein Temperament zu zügeln. Sie schmuggelte in den nächsten Brief kleine, unscheinbare Würmchen-Eier, denn sie wusste, sie würden Würmer gebären, die eines Tages über den menschlichen Leib herfallen und in Schlund und Magen ihr gefräßiges Treiben begannen….dann wartete sie mit Geduld.
Nur der Knabe begann zu quengeln, denn er hatte den alten Esel in sein Herz geschlossen und vermisste ihn und seine grauen, sanften Gefährten aufs Heftigste.
Doch ebenso plötzlich wie begonnen, endeten die Briefe eines Tages ohne weitere Nachricht, auch die Besuche des Händlers blieben aus. Sie lächelte zufrieden. Nur ein ganz klein wenig wurmte es sie ebenfalls ob ihrer kleinen Bosheit.
Ein klein wenig, aber das sehr nachhaltig.