Gewidmet der Heiligen Hildegard v. Bingen
In mondenglanz und nebelreichen · Da dräut so weihrauchgleich die luft
Ein kœnig sinkt ins kreuzeszeichen · Er schlürft den hauch von lilienduft.
Der edle Engelhart von baiern · Ein priester-kœnig reinen sinns
Deß muth erklang im sang der leyern · Und milde bar von allem zins.
Er siecht an unbekanntem fieber · Und fleht die himmel um den tod
Erlösung sehnt von qual er lieber · Doch lauschen engel seiner noth!
Ein strahlenfenster glistert droben · Es färbt den Wolkenhimmel zart
Bescheint sein vließ der güldnen roben · Und schickt ihm mutter Hildegard . .
Die nonnen alle sich bereiten · Zur reise in des herrschers land
Die herrin wird den esel reiten · Geschirmt von gottes weiser hand.
Mit balsam, äther, kraut und salben · Berudern sie den chiemensee
Durch nebel gleiten weiße schwalben · Zu künden kœnigs bitt'res weh.
Zur salbung schreitet nun die nonne · Die seelenschwester sucht ihm heil
Ihr anblick bringt ihm höchste wonne · Es trifft ihn sel'ger minnenpfeil!
Doch erdenmittel sind vergebens · Allein der nonne zaubermacht
Befreit ihn seines schwarzen webens · Er fasst itzt neue lebenskraft!
Zum wunder singt der hof betörend · Durch wolken bricht nun gottes ruhm
Als spräche Er · das licht beschwörend: · »Ich schütze euer priesterthum!«
Der kœnig reicht ihr neue kleider · Aus silberstoff von roth und blau
Und schickt gen rom beflaggte reiter · Zur heiligsprechung dieser frau.
Das licht der wahrheit spannt den bogen · Doch rein und keusch dem wunderschein Ergeben blühen ihnen gottes wogen · Und weiht den leib als puren schrein. –
So schließt die sage heil'ger seelen · Des priester-kœnigs Engelhart
Den lichter wahrheitsvoll erwählen · In der gestalt von Hildegard . .
by Ambrose the Poet