Eine Gutenacht- Geschichte der etwas anderen Art Es ergab sich, dass die Rabenfrau und der kleine Junge eines schönen Tages in ein weniger schönes, ja sogar sehr dunkles und trauriges Land kamen, in dem die Häuser grau und die Straßen schmal und holprig waren.
Die Rabenfrau thronte einer Königin gleich auf dem Esel des kleinen alten Mannes, und der Junge trottete lustlos hinter ihnen her, da ihm die Füße schmerzten und er nicht wusste, warum ihm diese Tortur auferlegt wurde. Eine Einladung zum Essen von Froschschenkeln war ihm von Herzen zuwider, auch wenn diese mit Würmchen-Marmelade garniert waren.
Von Langeweile geplagt, klaubte er allerlei Gekrabbel und unbekanntes Gemüse aus dem Straßenstaub in seinen Jutesack, wer wusste schon, wozu man es noch brauchen konnte.
Verschrien war der dunkle Graf ob seines absonderlichen Haushalts, der hauptsächlich aus halbwilden Möchtegern-Musikern bestand, die ihn von morgens bis abends mit schrecklich lauten Balladen beschallten, da der Graf bereits schwerhörig, allerdings leicht erregbar schien, sollte Besuchern diese Unterhaltung nicht munden.
Dies bereitete dem Jungen Unbehagen, weswegen er umso eifriger sammelte, was er für ungenießbar, ja sogar giftig hielt. Da der Graf um die Hand seiner Mutter angehalten hatte, musste er mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aus dem Weg geräumt werden, denn die Vorstellung, hinter grauen, kalten und ungemütlichen Steinmauern zu verrotten, erschien ihm schier unerträglich.
Ein Süppchen wollte er ihm kochen, aus Fröschen, garniert mit Fliegenpilz, Tollkirschen und Fingerhut, das hatte er von seiner Mutter gelernt. Sollten ihm doch die Augen aus den Höhlen quellen, dachte der Knabe missmutig, seine wunden Zehen betrachtend. Sollten sich dem Lord die Nägel aufrollen, sollte er sich die Seele aus dem Leib speien. Nur weg von hier, weg von dem Dunklen Reich.
Als sie bei der Ankunft im dunklen Schloss keinerlei Ton vernahmen, erschien es ihnen doch recht merkwürdig. Einer Erlösung gleich vernahmen sie die Nachricht, der Graf sei noch in der letzten Nacht verschieden, an einer Froschschenkel-Suppe erstickt, gewälzt hätte er sich, bis ihm die Augen aus den Höhlen quollen und Würmchen aus seinem Hals und Nase krochen, zurück in das Marmelade-Glas.