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AutorenbildLady Aislinn

Aus dem Rahmen gefallen….

Exzentriker: Über das (zweifelhafte) Vergnügen, anders zu sein 



Sie sagen"….also mit DER kann was nicht stimmen, die hockt immer zu Hause herum, fährt nicht auf Urlaub, hat keinen Ehemann und keine Kinder und lässt den Haushalt Haushalt sein, geht keinem anständigen Broterwerb nach …und ob sie nicht gar vom anderen Ufer ist? Andererseits sieht man keine weiblichen Besuche, eigentlich überhaupt keine Besuche, sie lebt wie in einem Elfenbeinturm und beteiligt sich nicht an den Gesellschaftsspielen, sitzt in keinem Gasthof und findet die Einheimischen grobschlächtig und unfreundlich.

Und überhaupt, wie kann man ohne Smartphone und Führerschein existieren? Sehr ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich… Sie fährt im Winter nicht Ski und geht im Sommer nicht schwimmen, sie trägt eine Sonnenbrille, auch wenn es regnet, dass man ihren arroganten Blick nicht sieht. Nicht wahr, diese Arroganz schreit doch zum Himmel! Nie sieht man sie lächeln, sie ist blass wie ein Laken, zu groß für eine Frau und trägt seit einiger Zeit keine Modelmaße mehr und immer nur schwarz.


Von ihren Mitmenschen sondert sie sich gerne ab mit der Begründung, es würde sie anstrengen, wenn sich mehr als zwei Menschen in einem Raum befinden. Wer glaubt sie denn, dass sie ist? Eine Prinzessin? Wenn, dann wohl eine auf der Erbse.


Sie trägt im Winter lange dicke Mäntel, auch im Sommer sieht man sie nie im Rock oder ärmellos. Eine wahrlich sonderbare Erscheinung. Nun ja, uns Nachbarn mag das vielleicht nichts angehen, es ist sogar angenehmer als ein Haufen lärmender Kinder oder kläffender Hunde in der Nachbarschaft, aber man muss sich schon in Acht nehmen, wahrscheinlich betreibt sie sogar schwarze Magie.

Mit ihrem Oberstübchen scheint etwas nicht in Ordnung zu sein, obwohl sie einen wunderschönen Garten angelegt, andere kreative Dinge macht und vielen Hobbies frönt, wie man hört, was für eine Frau recht ungewöhnlich erscheint.


Aber das ist nicht normal, nein. Man muss sich dem Trott des Gewöhnlichen fügen und nicht aus dem Rollenbild fallen und nicht nach eigenen Vorstellungen leben.

Zugegeben, ohne sie hätten wir nichts zu tuscheln, und mit ihrem Schwarz-Fimmel bringt sie etwas Abwechslung in unser pinkes Leben, das ist schon irgendwie spannend.

Man hört, sie sei das heimliche Anstarren gewöhnt, als Teil ihrer bewussten Opposition und Provokation, wie wir Normalos es empfinden.

“Stör ich sie oder schade ich Ihnen in irgendeiner Weise?”, hat sie einmal gefragt, worauf das Gegenüber ein wenig verlegen wurde und zu stottern begann. Dann setzte sie ein liebenswürdiges Lächeln auf und den Gegner schachmatt.


Sie selber entgegnet: Ich, der ich diesem Wust an Vorurteilen begegne, sage frei heraus: Nun, dann mache ich aus meiner Unangepasstheit eine Religion, nach dem Motto: ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.

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