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Das Gesicht hinter
den Beiträgen

Ich behaupte, Tagebücher, die wir als Kinder geführt haben, sind wunderbare Zeugnisse unserer kindlichen Naivität, Sammelsucht, Geheimniskrämereien und Erinnerungen, unseres Überschwangs, ohne viele Gedanken an die Zukunft.
Leider (?) habe ich alle, aber wirklich ALLE meine Tagebücher und Aufzeichnungen schon vor langer Zeit in den Kachelofen gestopft und mühselig verbrannt, weil ich mir einbildete, wenn ich am nächsten Tag stürbe, würde man diese lächerlichen Einträge im besten Fall beschmunzeln und dann zur Seite legen und vergessen. 
Da ich immer noch lebe, da ich dies niederschreibe, wurmt es mich schon ein bisschen, dass ich all das Erlebte so leichtfertig entsorgt habe. Viele Urlaubs-, Reiseschnipsel und auch Schwärmereien, versiegelt mit einem kleinen goldenen Schloss, würden mir auf die Sprünge helfen, wenn ich im Kopf nach vergangenen Ereignissen krame. Es waren fünf Wälzer, die ich fein säuberlich zerschnipselt dem Feuer übergeben habe. Keine großartigen Abhandlungen waren es, keine schriftstellerischen Meisterwerke, auch keine Aufzeichnungen über das tägliche Wohl- oder Missempfinden, wie Thomas Mann es vorgeführt hat (meist war er müde, träge, unlustig, hatte “tiefen Nervenstand”, Bauchgrimmen oder Rektalreizung), aber doch jeder Eintrag für sich damals mit Herzblut geschrieben, gemalt, gezeichnet, mit kleinen Collagen verschönt. Die Tagebücher von heute sähen anders aus, aber ich will meine Nachwelt nicht damit belustigen oder verärgern. Und ich weiß, ich würde in Thomas Mann’s Nähe abdriften. (Getöse im Gekröse).

In meiner mir eigenen Spontanität zerfledderte ich sogar das Poesiealbum mit den teils kuriosen Einträgen; “Gestohl'ne Äpfel bringst du heim, dein Englein muss sehr traurig sein.”

(von der Volksschule, ein eingeklebtes Spruchbildchen).

Äh? Ich kann mich nicht erinnern, einmal Äpfel gestohlen zu haben, und ob ich einen Engel habe, darüber kann man diskutieren. An manche Einträge will man sich gar nicht mehr erinnern, sie waren teils bemüht originell, teils nett gemalt oder nur auf die Schnelle hingekritzelt.

Nur einen, vom KV, hab ich mir eingerahmt (Reitlehrerin und U.d.Z, ich betrachte es oft mit Wehmut und Hoffnung).

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„Ein Gedicht über einen Sonnenuntergang ist eine Katastrophe; ein Genie schreibt ein Gedicht über die Romantik einer Senkgrube. Naturgegenstände sollten nur schön sein, wenn Whistler sie gemalt oder Rodin sie behauen hat.”
(Oscar Wilde)

© 2024-2025 Gabis Sammelsurium.
Erstellt mit Wix.com

Kontakt: Lady Aislinn

email: LadyAislinn@women-at-work.org

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